Süddeutsche Zeitung

Giftige Bakterien:Blaualgen im Fjord

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Regen und Hitze machen Seen anfällig für giftige Cyanobakterien. Der Klostersee in Ebersberg wurde bereits gesperrt - auch der Starnberger See ist betroffen.

Armin Greune und Martin Mühlfenzl

Einem Fjord gleich liegt der Klostersee mitten im Herzen Ebersbergs. "In einer Stadt und in der Mitte von zwei Hängen - das sorgt natürlich für Probleme", sagt Hermann Büchner, Leiter des Ebersberger Gesundheitsamtes.

"Das macht den See anfällig für Umwelteinflüsse. Vor allem bei starken Regenfällen." Diese hätten im Juni die Konzentration an giftigem Microcystin - der Blaualgenkonzentration - derart in die Höhe getrieben, dass der Badesee für mehr als eine Woche gesperrt werden musste. Ähnliches droht sich nun am Starnberger See zu wiederholen.

Im Hafenbecken des Bayerischen Yachtclubs treibt ein grünlich schillernder Film zwischen den Booten. Was zunächst von Badenden als Ölteppich gemeldet wurde, hat sich ersten Tests zufolge als Blaualgen-Kolonie herausgestellt. Diese Organismen, korrekt als Cyanobakterien bezeichnet, können hochtoxische Nervengifte bilden, die beim Verschlucken Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Atemnot auslösen.

Welches Risiko von ihnen ausgeht, hängt aber von der Algenkonzentration ab. "An den Stellen, wo die Algen erkennbar sind, sollte man besser nicht direkt ins Wasser gehen", sagt Harald Staskiewicz, Leiter des Starnberger Gesundheitsamts, auch wenn er für Badende derzeit "keine erkennbare Gefahr" sieht.

Zunächst klang alles nach einem skurrilen Fehlalarm: Am Montagnachmittag wurde die Rettungsleitstelle verständigt, weil ein Schwimmer zwischen dem Auslauf der Würm und Percha einen etwa 150 Quadratmeter großen "Ölteppich" entdeckt haben wollte. Daraufhin rückten 16 Feuerwehrleute aus, um den vermeintlichen Schaden zu begutachten.

Auch die Wasserschutzpolizei besah sich den Film, berichtet Kreisbrandrat Markus Reichart. Der Teppich habe sich in Richtung Yachtclub bewegt, so dass von der Mole aus Proben entnommen werden konnten. Die wurden im Wasserwirtschaftsamt Weilheim noch am selben Abend mikroskopisch untersucht und als "Anabaena flos-aquae" bestimmt, wie Abteilungsleiter Walter Schramm mitteilt.

Entgegen ersten Aussagen ist ein Vorkommen dieser Bakterienart im Starnberger See ziemlich ungewöhnlich: Staskiewicz ist "bisher noch keine Blaualgenproblematik im Starnberger See bekannt". Geringe Mengen von Cyanobakterien finden sich in allen Gewässern, außer in Moorseen.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2010
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