Süddeutsche Zeitung

Fasching im Landkreis Ebersberg:Ein virtueller Gruß von den Grafinger Faschingsbären

Lesezeit: 2 min

Die Faschingsvereine sagen wegen der Corona-Pandemie ihre Umzüge und Feiern ab. Ganz sang- und klanglos wollen sie die Saison aber nicht vorbeiziehen lassen

Von Daniela Gorgs, Ebersberg

Dass Felix Pollinger, Präsident der Grafinger Faschingsbären, seine Vorstandsjacke mit dem goldenen Kragen zum diesjährigen Saisonauftakt aus dem Schrank holen wird, hätte er bis vor Kurzem selbst nicht gedacht. Auch im Landkreis Ebersberg sind die Corona-Zahlen weiter hoch. An unbeschwertes Feiern, feucht-fröhliches Zusammentreffen im großen Kreis auf dem Marktplatz Grafing, wo traditionell am 11. November um 11.11 Uhr die Saison eingeläutet wird, ist bei der derzeitigen Infektionslage nicht zu denken.

Schunkeln mit Abstand - das geht nicht. Und doch zog sich Pollinger daheim das Gewand mit den bunten Ansteckern der vergangenen Jahre über, schenkte sich ein Glas Bier ein, prostete vor schwarz-gelber Rautentapete in die Kamera und hielt eine Ansprache zum virtuellen Faschingsauftakt.

Trotz der Pandemie den Humor behalten - das ist das Motto

Lara Pfeifer, Marketingbeauftragte des Vereins, hatte die Idee für das Video, das von diesem Mittwoch, 11. November, an auf den Social-Media-Kanälen des Vereins zu sehen sein wird ( www.faschingsbaeren.de, Instagram: grafingerfaschingsbaeren, Facebook: Grafinger Faschingsbären). Zirka 20 Vereinsmitglieder stoßen vor der Kamera an, das Prinzenpaar, die Hofnarren, der Elferrat in Kostümen, der Vorstand in schwarzen Jacken, die Leiter der fünf Tanzgruppen in Trainingsanzügen. Zeremonienmeisterin Nadine Sauer hat den Hut auf und den Stab in der Hand. "Das war gar nicht so einfach mit dem Selbstauslöser", sagt sie und lacht. Aber sie habe sehr gerne bei dieser kreativen Idee mitgemacht. Lara Pfeifer hatte die Mitglieder um kurze Sequenzen gebeten, die sie zu einem einminütigen Film zusammenschneiden ließ.

Die Faschingsbären wollen trotz Pandemie ihren Humor behalten. Als die Corona-Ampel im Landkreis Ebersberg auf Dunkelrot sprang, sagte der zweitgrößte Verein alle Trainingseinheiten ab. Es gehe darum, die Kinder und Jugendlichen zu schützen, sagt Pollinger. Kinderfasching, Bärenball und Unsinniger Donnerstag wird es nicht geben. Ein neues Prinzenpaar wurde nicht gewählt.

In Ebersberg gibt es immerhin eine Faschingszeitung

Doch wer weiß - je nach Infektionsgeschehen wolle der Verein im kommenden Februar spontan etwas auf die Beine stellen, in kleinem Rahmen oder virtuell. Ziel sei, die gute Laune zu behalten und sich motiviert auf die Saison 2021/22 vorzubereiten, dann feiern die Grafinger Faschingsbären 33-jähriges Bestehen.

In Ebersberg dürfen sich die Narren auf die traditionelle Faschingszeitung freuen. Der Vorsitzende der Ebersberger Faschingsgesellschaft, Robert Gockner, hat sämtliche Aktivitäten abgesagt: das Treffen zum Auftakt an diesem Mittwoch, den Kinderfasching in der Volksfesthalle, den Weiberfasching am Unsinnigen Donnerstag und den Faschingszug am Faschingsdienstag. Doch die Faschingszeitung könne man gut im Home-Office organisieren. Sollte sich die Lage hinsichtlich der Auflagen und geltenden Bestimmungen verbessern, behält sich die Faschingsgesellschaft vor, kurzfristig etwas auf die Beine zu stellen - "und wenn es nur ein Faschingstreiben auf dem Marienplatz wäre", sagt Gockner.

Theo Sterzer, der seit mehr als 30 Jahren den Plieninger Faschingszug organisiert, möchte unbedingt etwas unternehmen. "Damit man nicht in Vergessenheit gerät." Wegen der strengen Regeln werde es auf keinen Fall einen großen Zug mit anderen Vereinen geben. Aber dass er am Faschingsdienstag daheim sitzen bleibt, kann er sich nur schwer vorstellen. Und wenn er nur mit der eigenen Familie verkleidet durch den Ort zieht. Mit vier Kindern, fünf Enkeln, Frau und Schwiegersöhnen komme er schon auf mehr als zehn Personen. "Das würde schon passen." Natürlich müsse er erst bei der Gemeinde nachfragen, sagt Sterzer. "Die Auflagen müssen eingehalten werden."

Der Faschingsverein Funvaria in Hohenlinden hat seinen großen Kehraus bereits abgesagt, was Anton Huber, zweiter Vorsitzender, und seine Frau Angelika (Beisitzerin im Vorstand) sehr bedauern. Hilft aber nichts. "Es ist, wie es ist", sagt Angelika Huber. Sie ist sich sicher: "Es kommen auch wieder bessere Zeiten."

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Quelle:
SZ vom 11.11.2020 / lela
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