Süddeutsche Zeitung

Entscheidung im Gemeinderat:Zorneding setzt auf E-Mobilität

Lesezeit: 2 min

Kommune wird künftig private Ladepunkte in Garagen fördern

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Die Gemeinde Zorneding hat ein deutliches Zeichen für E-Mobilität am Ort gesetzt und will Wohnungseigentümer künftig bei der Einrichtung von privaten Ladepunkten unterstützen. Konkret geht es um ein Förderprogramm für die Bezuschussung der dafür notwendigen Außenstruktur zur Ertüchtigung von Tiefgaragen und Garagenhöfen. Ein solches hat der Gemeinderat am Donnerstagabend mit knapper Mehrheit beschlossen. Knapp deshalb, weil der Entscheidung erneut eine kontroverse Diskussion vorausging. Eine solche hatte es bereits bei der Vorberatung im Arbeitskreis Energiewende (EAK) gegeben, wo vor allem Vertreter der CSU ihren Unmut über den Vorschlag äußerten. Wie schon im EAK, wurden die Christsozialen aber nun auch im Gemeinderat überstimmt.

Damit ist der Weg zur Förderung für ein "Leuchtturm-Projekt" frei, wie Grünen Gemeinderat Helmut Obermaier die Pläne nannte. Ausgangspunkt war die Anfrage einer Zornedinger Initiative, die ihre Gemeinschaftsgarage gerne mit Ladeboxen ausstatten will - und dafür beim Rathaus wegen einer kleinen Finanzspritze angeklopft hat. Ziel ist es, die 96 Stellplätze einer Wohnanlage in der Lorenz-Stadler-Straße für Elektrofahrzeuge nutzbar zu machen. Diese Idee stieß bereits vor wenigen Wochen im EAK auf offene Ohren, so dass das Gremium schließlich eine Beschlussempfehlung für den Gemeinderat vorlegte. Demnach soll die Kommune einen Fördertopf über insgesamt 30 000 Euro zur Verfügung stellen. Pro erschlossenem Tiefgaragen- oder Garagenhofstellplatz sollen Wohneigentumsgemeinschaften davon einen Zuschuss von 100 Euro bekommen. Dieser Empfehlung folgte nun der Gemeinderat.

Nicht ohne vorher allerdings kontrovers über die kommunale Finanzspritze an Privatleute zu diskutieren. So sagte etwa Ferdinand Glasl (CSU), man sei nicht in dieses Gremium gewählt worden, um mit öffentlichen Geldern Bürger zur E-Mobilität zu überreden. "Das finde ich absolut unangebracht", so Glasl. Zuvor hatte bereits Jutta Sirotek (CSU) in Frage gestellt, ob es Aufgabe einer Gemeinde sei, Privatleute zu bezuschussen. Man solle doch lieber auf öffentliche Ladesäulen setzen, die jeder nutzen könne. Auch Siad-Matthias Abdin-Bey (FDP) übte Kritik an der kommunalen Förderung. Wer sich ein E-Auto anschaffe, bekomme ohnehin schon viel Zuschuss seitens des Staates. "Da scheitert es wohl nicht an den 100 Euro", so Abdin-Bey, der sich ebenfalls für öffentliche Ladepunkte aussprach.

Letztendlich überwog - wie schon im Arbeitskreis Energiewende - aber die Zahl der Fürsprecher für entsprechende Projekte. Stefan Obermaier (Grüne) etwa argumentierte, dass Elektroautos nun mal daheim geladen werden müssten. "Wenn wir die E-Mobilität am Ort vorantreiben wollen, dann müssen wir Ladesäulen fördern", so Obermaier, der vorrechnete, dass die Errichtung einer öffentlichen Ladesäule bereits rund 15 000 Euro koste. Hier bekomme man für 30 000 Euro fast 100 Plätze. "Wir müssen schauen, dass privat geladen werden kann", sagte der Grünen-Gemeinderat. "Das bringt uns in kürzester Zeit zur E-Mobilität."

Familiäre Unterstützung bekam der Junior von Papa und Fraktionskollege Helmut Obermaier: "Wir können mit geringem finanziellen Aufwand eine große Wirkung erzielen." Die Förderung sei ein wichtiger Baustein für die Energiewende, man müsse deshalb Überzeugungsarbeit für die Unentschlossenen leisten. Und das Interesse an E-Mobilität scheint in Zorneding durchaus vorhanden zu sein, davon berichtete jedenfalls Bianka Poschenrieder (SPD). Die Bürger seien begeistert gewesen, als sie von einer möglichen Förderung erfahren hätten. Dieses Interesse in konkretes Handeln zu verwandeln, dafür plädierte schließlich Ramona Baumgartner (Linke): "Wir müssen Anreize dafür schaffen, mehr E-Autos in die Garagen zu bekommen." Dafür hat die Gemeinde nun einen wichtigen Schritt getan.

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SZ vom 24.04.2021
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