Süddeutsche Zeitung

Funkloch:Der Ebersberger Forst bekommt Handy-Netz

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Der Wald ist ein riesiges Funkloch. Künftig soll es dort flächendeckend möglich sein, zu telefonieren - auch weil Handys Leben retten können.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Wer sich schon mal auf den Weg hinein begeben hat, der kennt das Prozedere. Vor dem Betreten des Ebersberger Forstes noch schnell einen Anruf tätigen, Whatsapp checken, eventuell noch die Mails - und dann ist das Handy automatisch im Flugmodus. Je nach Netzanbieter kann es sein, dass innerhalb des Waldes keinerlei Empfang mehr zu bekommen ist. Das hat erhebliche Vorteile, kann aber auch gefährlich werden, wenn im Forst ein Notfall eintritt.

Insofern dürfte es für die Waldbesucher eine gute Nachricht sein: Im Ebersberger Forst soll es künftig so gut wie überall möglich sein, zu telefonieren. Der Forstbetrieb Wasserburg hat am Dienstagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Ebersberger Forst angekündigt, den Wald flächendeckend mit Handynetz zu versehen. Zeitlicher Rahmen: Wenn alles nach Plan verläuft, soll der Empfang im Forst in zwei Jahren stehen.

"Für den Verletzten zählt manchmal jede Sekunde."

Der Forstbetrieb Wasserburg plant das Projekt und steht derzeit in Verhandlungen mit einem Anbieter, wie Michael Waldherr von den Staatsforsten am Mittwoch auf Nachfrage erklärte. Demnach soll das Projekt sowohl Spaziergängern, Fahrradfahrern, Autofahrern, Privatwaldbesitzern und den angestellten des Forstbetriebs bei Waldarbeiten entgegenkommen. "Wenn bei Waldarbeiten etwas passiert, muss man weit gehen, bis man mit dem Handy den Krankenwagen rufen kann", so Waldherr. "Für den Verletzten zählt aber manchmal jede Sekunde".

Ein ähnliches Problem haben Menschen, die sich bei einem Fahrradsturz verletzen - oder gar bei einem Autounfall. Kreisbrandrat Andreas Heiß berichtet, dass es in diesem Jahr drei Autounfälle im Ebersberger Forst gegeben habe. Verlaufen habe sich 2022 lediglich eine Person. Handyempfang im Forst werde die Rettungskette "sicherlich beschleunigen", so Heiß. Im Ernstfall kann eine schnellere Alarmierung entscheidend sein, ob einem Verunglückten noch geholfen werden kann oder nicht. Handys können dann Lebensretter sein. Entsprechend befürworte er das Vorhaben, so Heiß, sofern es die naturschutzrechtlichen Bestimmungen erfülle.

"Weniger als fünf" Sendemasten im Ebersberger Forst

Wie immer beim Ausbau des Handynetztes in Funklöchern, bräuchte es auch hier einen Eingriff in die Natur. Der werde sich "äußerst in Grenzen halten", wie Förster Michael Waldherr erklärt. Genau genommen müssen im betroffenen Gebiet - wie immer bei solchen Maßnahmen - Sendemasten errichtet werden. "Weniger als fünf" im Ebersberger Forst, so Waldherr, genauer wolle er nicht werden. Die meisten Handymasten in Deutschland sind zwischen 30 und 40 Meter hoch. Sie sind in Höhe und Umfang nicht im Ansatz vergleichbar mit Windrädern, die in Bayern mindestens 200 Meter hoch sein müssen, um rentabel zu sein. Die Standorte für die Sendemasten sind laut Forstbetrieb bereits gewählt.

Das Projekt ist Teil eines größeren Vorhabens der "Partnerschaft für Demokratie", deren Vertreter die Pläne bei einem Treffen im Noch-Funkloch Ebersberger Forst präsentierten. Ziel ist unter anderem, mehr junge Menschen mit dem Wald vertraut zu machen. Der Hauptverantwortlichen Jochen Hoepner aus Vaterstetten wird neben dem Forstbetrieb Wasserburg vom Verschönerungsverein Ebersberg, dem Kreisjugendring, vom Runden Tisch Tourismus und von einer Medienpädagogin unterstützt.

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