Süddeutsche Zeitung

Ebersberg/München:Gesucht: Der beste Busfahrer

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Der MVV wirbt für den Beruf und fordert seine Fahrgäste zur Abstimmung auf

Von Christian Krügel, Ebersberg/München

Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) bietet in der Region deutlich mehr Busstrecken als vor zehn Jahren an, die Zahl der Fahrgäste in den Landkreisen rund um München ist drastisch gestiegen. Und doch machen sich die MVV-Verantwortlichen ein wenig Sorgen um den Busverkehr in der Region.

Denn die beauftragten Busunternehmen tun sich zunehmend schwer, für die neuen Strecken auch zusätzliche Fahrer zu gewinnen. Finanzielle Anreize müssten die Unternehmen selbst setzen, der MVV wolle aber jetzt einen ideellen schaffen, so Geschäftsführer Alexander Freitag: Der Verkehrsverbund fordert die Fahrgäste auf, den besten Busfahrer aus ihrem Landkreis zu küren.

Dazu werden von der kommenden Woche an im Landkreis in allen Bussen Flyer mit Teilnahmecoupons ausliegen, in denen Fahrgäste Lieblingsfahrer oder -fahrerinnen eintragen und angeben können, was diese ganz besonders auszeichnet. MVV-Geschäftsführer Freitag begründet die Aktion so: "Busfahrer in der Region ist wahrscheinlich der schwierigste Job im Nahverkehr. Denn kein anderer hat so viele direkte Kontakte mit den Fahrgästen wie sie."

Die Zufriedenheit der Pendler ist gestiegen

55 Millionen Menschen nutzen im Jahr Buslinien im Umland, allein der Anteil der Busfahrgäste im Landkreis Fürstenfeldbruck liegt inzwischen bei 8 Millionen. Das sind doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren. Das bedeute 55 Millionen kurze Gespräche, Auskünfte, Kartenkontrollen. Hinzu komme die extrem verantwortungsvolle, aber auch stressige Aufgabe, Kinder morgens zur Schule zu bringen - und die Busse pünktlich durch den Verkehr zu steuern.

Die Zufriedenheit der Pendler mit der Leistung der Busunternehmen und ihrer Fahrer sei zuletzt deutlich gestiegen, so Freitag. Das habe die jüngste MVV-Fahrgastumfrage ergeben. Der Geschäftsführer weiß aber auch, dass längst nicht alles reibungslos funktioniert - und dass eine weitere Ausweitung des Linienverkehrs dringend mehr Personal brauche.

Und diese Ausweitung ist auch geplant. Allein von 2012 bis heuer stieg die Zahl der Kilometer, die Busse im Landkreis Ebersberg jährlich zurückgelegt haben, von 1,85 Millionen auf 2,1 Millionen. Die Zahl der Haltestellen steigerte sich von 309 auf 340. Im regionsweiten Vergleich liegen andere Landkreise an der Spitze beim Busverkehr. Fürstenfeldbruck etwa gehört gemeinsam mit den Kreisen Starnberg und München zu den absoluten Vorreitern beim Ausbau des Busverkehrs.

Kleine Genugtuung für Ebersbergs Landrat Niedergesäß

Aber Freitag rechnet auch mit einem weiteren Ausbau in allen anderen Landkreisen. "Der Busverkehr ist eine absolut tragende Säule im MVV, nicht mehr nur als Zubringer zur nächsten S-Bahnstation", sagt Freitag. Gerade auf neue Querverbindungen zwischen den Landkreisen und S-Bahn-Strecken setze man.

Allerdings kommen die Busse die Landkreise auch nicht billig, die die Kosten für das erweiterte Angebot und defizitäre Linien auf dem Land zahlen müssen. Entsprechend empfand es Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher aller MVV-Landkreise ist, zumindest als kleine Genugtuung, dass die anderen MVV-Gesellschafter heuer den Kreisen erstmals eine Million Euro für den Ausbau des Busverkehrs zurückerstatten. Nur, so Freitag: Ohne ausreichend Personal, das nicht nur entsprechend bezahlt, sondern auch gesellschaftlich anerkannt werde, gehe eben gar kein Ausbau.

Wer Busfahrer oder -fahrerinnen vorschlagen möchte, kann das auch per Mail an busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de. Dabei sollten die Buslinie und die Uhrzeit angegeben werden, zu der man unterwegs war. Unter allen Einsendern verlost der MVV Geld- und Sachpreise.

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SZ vom 01.10.2016 / kc
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