Süddeutsche Zeitung

Hallenbad Ebersberg:Bald geht es nass rein

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Die Sanierung des Ebersberger Hallenbades ist weitgehend abgeschlossen - bis man dort allerdings wieder schwimmen kann, dürfte es noch einige Wochen dauern.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der wichtigste Mitarbeiter tritt seinen Dienst an diesem Montag an: das Wasser. Etwa 500 Kubikmeter - zum Vergleich: so viel passt in eine Million handelsüblicher Bierflaschen - werden dann ins Becken des Ebersberger Hallenbades gelassen.Bis es voll ist, werden gut 25 Stunden vergehen. Bis sich auch die ersten Badegäste in dem Becken befinden, kann es allerdings noch ein paar Wochen dauern - warum erklären Architekt Wolfgang Gollwitzer, Ebersbergs Bürgermeister Ulrich Proske und der Leiter der Hochbauabteilung der Kreisstadt Christian Stalla bei einem Rundgang durch das nahezu fertig sanierte Hallenbad.

Dass doch noch einiges zu tun ist, sieht man bereits, wenn man das Gebäude über den neuen Haupteingang zur Abt-Williram-Straße betritt. Aus dem bereits eingebauten Drehkreuz ragen noch einige Kabel, ebenso aus Wänden und Decke, am Boden ist ein offenbar frisch aufgerissener Graben zu sehen. Wasserschaden in der Fußbodenheizung des Eingangsbereichs, erläutern Gollwitzer und Stalla, ein Teil der neuen Fliesen musste gleich wieder raus. Nebenan, im Duschraum, konnten die neuen Wandverkleidungen gar nicht erst eingebaut werden - die Bohrungen sind falsch gesetzt, jetzt wartet man auf Ersatz.

Ein paar Schritte weiter wird es bunt. Der Bereich, wo man sich einmal vor dem Verlassen des Bades die Haare föhnen kann, ist schon größtenteils eingerichtet, es dominiert die Farbe Rot, ein ziemlich kräftiges zudem. Die Farbgebung ist zum einen eine Hommage an die Zeit der Entstehung des Bades, konkret an die bunten Olympischen Spiele 1972 in München, die sogar maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass es in Ebersberg überhaupt ein Hallenbad gibt, erklärt Gollwitzer. Denn nach Olympia wurde ein Förderprogramm für Schwimmbäder aufgelegt, dank diesem konnte die Kreisstadt am 24. Juni 1974 ihres eröffnen.

Aus dieser Zeit stammen auch die beiden großen Mosaike mit stilisierten Schwimmern an den Wänden der Halle, diese wurden restauriert und wieder angebracht - noch hängen die Platten aber nicht ganz in der richtigen Reihenfolge, wie der Bürgermeister zugeben muss.

Zum anderen sind die Farben auch als Wegweiser für die Badegäste gedacht: Rot ist der Bereich für Straßenkleidung, die Umkleiden sind in Blau- und Grüntönen gehalten, erstere ist jene für Herren, weil "die sind ja immer blau", sagt Stalla - also in der Farbgebung. Vielfarbig soll es auch im neuen Kursbecken werden, das 120 Zentimeter tiefe Bassin ist eine der großen Neuerungen des rund elf Millionen Euro teuren Umbaus - dafür musste ein Erker in die Fassade gebaut werden - und ersetzt das alte Kinderplanschbecken. Neben den zusätzlichen Angeboten, die so möglich werden, lässt sich das neue Becken auch farbig beleuchten. Wie Stalla erklärt, können die LED-Elemente durch die Mischung von Rot, Grün und Blau jede Farbe erzeugen.

Sogar für Partys könnte man das Becken nutzen, denn neben der Licht- gibt es auch eine neue Sound-Anlage - die allerdings neben ihrer Nachbarschaft deutlich verblasst. Denn der kleine Schrank fällt im Technikraum im Keller eigentlich nicht auf, anders als die durchaus beeindruckenden Maschinen, die einmal den Badebetrieb am Laufen, vor allem das Wasser sauber halten sollen. Herzstück sind zwei Pumpen, die den Inhalt der Becken stetig umwälzen, alle 15 Minuten, wie Stalla erläutert, auch das wird in dieser Woche mithilfe von Lebensmittelfarbe getestet.

Nicht alles im Maschinenraum ist neu, manche Teile, wie etwa der Schwallwasserbehälter, eine Art Klärbecken, konnten von der alten Anlage übernommen werden. Ein alter Plan des Wasseraufbereitungssystems hängt noch daran, datiert auf das Jahr 1994, als die Anlage schon einmal runderneuert wurde. Die neue ist schon teilweise in Betrieb, beim Vorbeigehen wird es an manchen Stellen schon warm. Auch interessante Ausblicke findet man im Technikraum: Ein kleines Bullauge, das ins große Schwimmbecken ein Stockwerk darüber blicken lässt.

Dieses dient der Sicherheit, denn hinter dem Bullauge ist der Bereich unter dem Hubboden. Damit sind in einem Teil des großen Beckens Wassertiefen zwischen 180 und 33 Zentimeter möglich - je nachdem, ob Wettkämpfer oder Babys darin schwimmen wollen. Die hydraulische Anlage gab es schon vor der Sanierung, man habe sie größtenteils erhalten können, sagt Proske. Lediglich eine Betonsanierung und der Austausch eines Hydraulikzylinders seien nötig gewesen, ergänzt Gollwitzer.

Komplett neu sind dagegen die - natürlich dem neuen Farbschema entsprechend in Blau gehaltenen - Barrieren, die verhindern sollen, dass jemand unter den Hubboden gerät. Noch liegen sie nebeneinander auf dem Boden des Schwimmbeckens - dieses ist ebenfalls eine der großen Neuerungen. Denn statt mit Fliesen ist dieses mit Edelstahl ausgekleidet - was deutlich pflegeleichter sei, sagt Stalla. So musste man früher einmal im Jahr das Becken komplett auslassen, um es zu reinigen und auf Schäden zu untersuchen, künftig werde wohl ein zweijähriger Turnus ausreichen.

Etwas länger hat allerdings auch der Einbau gedauert, denn nur wenige Firmen verstünden sich auf diese Art von Schweißarbeiten sagt Stalla. So waren die Fachleute tageweise in Ebersberg zugange, dazwischen mussten sie dann zum nächsten Einsatzort irgendwo anders in Europa. Eine Reise durch den Kontinent haben auch die an einen blauen Himmel mit Wölkchen erinnernden Deckenelemente hinter sich: Diese stammen aus Großbritannien und wurden in Belgien beschichtet, bevor sie in Ebersberg eingebaut werden konnten.

Neu ist auch die Außenhülle des Schwimmbades, statt Betonplatten ist es mit Keramikfliesen verkleidet - die ausgerechnet in der Zeit benötigt wurden, als Russland in der Ukraine einfiel und das Gas für die Brennöfen knapp und teuer wurde, sagt Gollwitzer, auch das hat wieder eine Verzögerung verursacht. Inzwischen ist die Verkleidung aber fertig, und auch auf dem Dach hat sich einiges getan: Dort legen Arbeiter gerade letzte Handgriffe an für die Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen, kritisch beäugt von Stalla, dem gleich noch ein paar Details auffallen, wo nachgebessert werden muss.

Während die Wärmekollektoren ausschließlich zur Deckung des Energiebedarfs des Hallenbades beitragen, soll die PV-Anlage auch ins Netz einspeisen, wie viel, das müsse sich im Betrieb zeigen, sagt Stalla. Einen Stromspeicher gibt es nicht, laut Bürgermeister sind ohnehin nicht allzu viele Überschüsse zu erwarten: "Irgendeine Pumpe läuft immer."

Ob sie alle so laufen, wie sie sollen, das wird sich zeigen, wenn der Testbetrieb von kommender Woche an beginnt. Wie lange es indes dauert, bis man in den Normalbetrieb übergehen und das Bad für die Öffentlichkeit bereitstellen kann, da wagen Bürgermeister, Architekt und Hochbauleiter keine allzu genaue Prognose: Idealerweise noch im ersten Halbjahr, bestenfalls nach den Pfingstferien, könnte es losgehen - wenn wirklich alles nach Plan läuft.

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