Süddeutsche Zeitung

Energiepreis 2023:Ein Haus mit Vorbildfunktion

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Schon vor gut 20 Jahren hat Wolfgang Holzbauer aus Glonn beim Hausbau vorausgedacht. Heute wird er dafür mit dem Ebersberger Energiepreis ausgezeichnet und zeigt, mit welchen Mitteln er sein Eigenheim nachhaltig gestaltet.

Von Saladin Salem, Glonn

Als im Jahr 2003 die Pläne für das Haus von Wolfgang Holzbauer zusammengestellt wurden, war der Blick bereits auf die Zukunft gerichtet. 20 Jahre später wurde der Bau am Rande von Glonn mit dem Energiepreis des Landkreises Ebersberg ausgezeichnet. Das Gebäude sei "nachhaltig weiterentwickelt" worden und ein Vorbild für viele Eigenheimbesitzer, hieß es in der Jury-Begründung. Von außen wirkt der Bau eher unscheinbar, gelegen am Waldrand, das Dachgeschoss ist holzverkleidet. Ein Hang führt zum Garten vor dem Haus hinauf. Die Solaranlage auf dem Dach ist aus diesem Winkel kaum zu erkennen.

"Ich habe nicht damit gerechnet", sagt Holzbauer über die Verleihung des Energiepreises. Er habe die Bewerbung abgegeben, ohne sich große Hoffnungen zu machen, das war mehr aus "Jux und Tollerei" erzählt er. Der 45-Jährige lebt mit seiner Frau und seinem zehnjährigen Sohn in Glonn, bezogen hat die Familie das Haus im Jahr 2005. Holzbauer glaubt, dass vor allem die "Summe der Maßnahmen" entscheidend gewesen sein, als die Jury sich für seine Bewerbung entschied. Die ersten nachhaltigen Elemente wurden bereits vor fast 20 Jahren bei der Fertigstellung des Gebäudes verbaut.

So wurden damals schon die notwendigen Rohre gelegt, um Regenwasser zu nutzen, das in einer Zisterne im Garten gesammelt wird. Die Klospülung und der Wasseranschluss im Garten werden damit betrieben. 140 Kubikmeter Wasser könne die Familie so pro Jahr einsparen, heißt es in Holzbauers Bewerbung. Darüberhinaus wurden beim Bau eine Solaranlage und ein Kachelofen mit Wassertasche installiert, die in dem Haus zusätzlich heizen. Heizöl werde aber trotzdem benötigt, um das Haus komplett zu beheizen, sagt Holzbauer, das Gebäude erstreckt sich auf etwa 240 Quadratmeter. In den Sommermonaten zwischen Mai und September genüge die Solaranlage.

2017 startete Holzbauer dann mit der energetischen Sanierung seines Heims. Eine Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher für eine nachhaltigere Stromversorgung sollte her. Im Winter erwies sich das aufgrund der "Beschattung durch den angrenzenden Berg und das Nachbarhaus" zunächst aber als schwierig, erzählt er. Die Anlage wurde schließlich 2021 noch einmal erweitert und garantiert heute etwa 73 Prozent autark produzierten Strom. Nur etwas mehr als 100 Kilowattstunden Ökostrom müsse die Familie pro Jahr dazu kaufen. Holzbauers PV-Anlage könne aber auch bei Stromausfall problemlos weiterproduzieren, sagt er.

Zwischen 2017 und 2022 habe die Familie dank der Anlage etwa 13 Tonnen CO₂ einsparen können, schreibt Holzbauer in seiner Energiepreis-Bewerbung. Es seien aber auch die kleinen Dinge, die man wesentlich leichter zu Hause umsetzen kann, beispielsweise LED-Lampen zu nutzen, die heutzutage häufig Standard sind. Der energetische Umbau sei ohnehin ein Prozess: "Das ist nichts, wo man sagt, man ist jetzt fertig." Am Ende sei aber alles auch eine Preisfrage. Auf lange Sicht "profitieren wir davon", sagt Holzbauer. Sie zahlten weniger oder gar nichts für Strom und hätten einen niedrigen Wasserverbrauch. Reparaturen seien an den Anlagen eigentlich nie notwendig gewesen. Nur wenn es länger nicht regnet, müsse die Familie eben auf Leitungswasser umschalten, oder welches aus einer nahe gelegenen Quelle schöpfen. Das sei aber sehr "kalkhaltig".

Für den Umbau seines Hauses hat Wolfgang Holzbauer selbst recherchiert. Einen Energieberater brauche es nicht, meint er. Auch Nachbarn und Freunde könne man um Rat bitten. "Man muss sich einfach trauen", so Holzbauer. Vor Kurzem habe er seinem Bruder bei der Installation eines Balkonkraftwerks geholfen. Solche Projekte könne wirklich jeder umsetzen, sagt er: "Einfacher geht's nicht."

Obwohl die 1500 Euro Preisgeld nicht abdecken können, was in Bau und Sanierung von Holzbauers Haus geflossen ist, steht der Verwendungszweck bereits fest. Als Nächstes soll das Haus an eine örtliche Fernwärmeleitung angeschlossen werden, die komplett ohne Heizöl auskommen soll. Betrieben werde das Ganze mittels Wärmepumpen und Hackschnitzeln. Holzbauer hofft, so Heizöl einsparen zu können. Das Geld aus dem Energiepreis kommt gerade gelegen, denn die Kosten bis zur Fertigstellung fallen etwa doppelt so hoch aus wie zunächst erwartet. Womöglich könne die aktuell noch im Bau befindliche Fernwärme-Anlage im März oder April in Betrieb gehen.

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