Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Blutspenden wird neu organisiert

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Städtisches Klinikum München muss Zuständigkeit an BRK abgeben. Wie es in den Landkreisen weiter geht, ist noch unklar

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Für viele Landkreisbürger ist es eine seit Jahrzehnten gewohnte Routine geworden: Sie kommen zwei- oder dreimal im Jahr in eine nahe gelegene Turnhalle in ihrer Gemeinde, legen sich auf eine der dort aufgebauten Liegen und lassen sich freiwillig eine Nadel in den Arm stoßen und einen halben Liter Blut abzapfen. Wer anschließend nach Hause geht, hat die Gewissheit, etwas Gutes getan zu haben - denn Blut ist ein begehrter und oft rarer Stoff und kann nach Unfällen und Operationen Leben retten. Doch ob auch künftig Blutspendeaktionen im Landkreis stattfinden werden, ist derzeit unklar: Die städtischen Kliniken München trennen sich von ihrem Blutspendedienst, der in den vergangenen Jahren stets rote Zahlen geschrieben hat. Von April an übernimmt das Bayerische Rote Kreuz diesen Bereich. Ob und wie das BRK auch außerhalb der Landeshauptstadt Blutspenden sammeln wird, ist derzeit noch Gegenstand von Beratungen, wie Sprecher Christian Kohl erläutert. Voraussichtlich Mitte oder Ende Februar wird es dazu konkretere Aussagen geben.

Für die weiteren Planungen sei ausschlaggebend, auf welche Weise man den bayernweiten Bedarf von 2000 Konserven am Tag am besten decken könnte, so Kohl. Eines der Ziele sei es, Nachwuchsspender zu motivieren, dies gelinge besser in "urbanen Gebieten".

Der Blutspendedienst ist ein Erbe aus Kriegszeiten

Dass sich beim Blutspendedienst etwas tun würde, hat sich bereits seit längerem abgezeichnet. Schon vor einem Jahr war die Rede von einem jährlichem Defizit von bis zu zwei Millionen Euro und einem deshalb geplanten Verkauf. Im Dezember hat der zuständige Finanzausschuss des Münchner Stadtrats dem Übergang zum BRK zugestimmt, lediglich die Zustimmung der Kartellbehörde steht jetzt noch aus. Mit dem Verkauf geht die lange Geschichte des städtischen Blutspendedienstes zu Ende. In Kriegszeiten im Jahr 1943 wurde die Organisation gegründet, damals ging es nach Angaben von Tobias Hubert, dem Leiter des Spenderservice, eher um die Blutverteilung als um die Spende. Seit 1950 wurden aber die Blutspendeaktionen in ihrer heutigen Form eingeführt. Auch hier gab es immer wieder Neuorganisationen, zeitweise herrschte sogar eine Konkurrenz zwischen dem BRK und dem städtischen Blutspendedienst in den Landkreisen. Schließlich verständigte man sich laut Tobias Hubert aber darauf, dass in den Landkreisen rund um München auch der städtische Blutspendedienst zuständig sein sollte.

Im Landkreis war die Spendebereitschaft stets hoch

Die Menschen im Landkreis Ebersberg erwiesen sich als beständige Spender. Bei der letzten Aktion, die im Oktober und November stattfand, kamen 871 Menschen. An die 900 waren es auch in vorangegangenen Spendenaktionen. Anfang 2014 gaben sogar einmal 1237 Spender ihr Blut ab, damals sei der Bedarf aber auch besonders groß gewesen, weshalb man auch mehr Werbung gemacht habe, erläutert Hubert. Einbrüche gab es in besonders heißen Sommermonaten, oder auch an grimmigen Wintertagen mit glatten Straßen.

Während in der Vergangenheit die Spender persönlich mit Briefen zu den Aktionen eingeladen wurden, wird das vorerst nicht mehr der Fall sein - selbst dann, wenn sich das BRK entscheidet, die Spendenaktionen in ähnlicher Form weiterzuführen. Man dürfe die Daten der Spender nicht ans BRK weitergeben, weil es sich dabei nicht nur um Adressen, sondern auch um sensible medizinische Daten, etwa Laborergebnisse, handle, erläutert Tobias Hubert. Diese unterlägen der ärztlichen Schweigepflicht und könnten nicht weitergeben werden. Diejenigen, die weiter Blut spenden wollen, müssen sich daher beim BRK neu registrieren.

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Quelle:
SZ vom 27.01.2016
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