Süddeutsche Zeitung

Corona im Landkreis Ebersberg:Holpriger Start im Ebersberger Impfzentrum

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Der Betrieb kann momentan nicht so laufen wie geplant, weil es mit dem Nachschub hapert. Künftig sollen sich Interessenten auch online registrieren lassen können

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Eine gute Woche lang hat Gabriele Sauermann es jetzt versucht, immer wieder die selbe Telefonnummer gewählt, dabei ist sie mal auf ein Tonband gestoßen, mal auf ein reales Gegenüber. Doch eines hat sie immer noch nicht: einen Impftermin für ihre über 80-jährige Mutter, die in Ebersberg lebt. Am meisten ärgert sie dabei eines: "Ich habe an einem Tag Informationen erhalten, die am nächsten Tag keinen Wert mehr hatten." Dies sei unzuverlässig und unprofessionell, so Sauermann. Auch andere Senioren, die hoffen, sich bald gegen das Coronavirus immunisieren lassen zu können, berichten von ähnlichen Erfahrungen mit der Hotline. Die Verantwortlichen im Impfzentrum wissen durchaus um die Defizite - können allerdings auch nur begrenzt handeln, solange es mit dem Impfstoff-Nachschub weiterhin stockt. Die von vielen gewünschte Online-Registrierung ist allerdings bereits im Aufbau.

Im Landratsamt laufen etliche Beschwerden auf

Wie groß das Interesse an der Impfung ist, zeigt die Zahl der Anrufer in der Hotline, seit Montag wurden laut Landratsamt 2733 Anfragen beantwortet - und das sind nur diejenigen, die auch tatsächlich durchgekommen sind, was bei weitem nicht allen gelingt. "Selbstverständlich ist uns sowohl im Landratsamt als auch im Impfzentrum das Problem bekannt, dass im Moment sehr viele Menschen geimpft werden wollen und zu wenig Impfstoff vorhanden ist. Dies führt zu Unzufriedenheiten, die auch wir deutlich spüren durch eine Vielzahl von Anrufen und E-Mails", erläutert Norbert Neugebauer. Der frühere Bürochef des Landrats ist heute das Bindeglied zwischen der Firma Tresec, die das Impfzentrum leitet, und dem Ebersberger Landratsamt.

Das Problem ist, dass bisher der Impfstoff bei weitem nicht so verlässlich eintrifft, wie es wünschenswert wäre und angekündigt war. So ist der Betrieb des Impfzentrums zwar planmäßig am Jahresende angelaufen, aber dann auch gleich schon wieder weitgehend zum Erliegen gekommen, weil in der ersten Januarwoche kein Vakzin geliefert wurde.

Mangels Impfstoff habe man seit Montag keine Möglichkeit mehr gehabt, zu impfen, sagt Neugebauer: "Erst am Dienstag erhielten wir die definitive Zusage, dass wir heute wieder 450 Dosen geliefert bekommen, so dass wir das Reservierungsfenster am Mittwoch wieder geöffnet haben. Durch die Vielzahl der Anrufer ist die geringe Anzahl von Terminen aber leider sehr schnell vergeben worden." Für die kommenden Tage konnten jeweils 60 Impftermine pro Tag im Impfzentrum vergeben werden.

In der Hälfte aller Heime waren die Impfteams bereits

Alle übrigen Impfdosen der aktuellen Lieferung werden in den Alten- und Pflegeheimen zum Einsatz kommen. Bisher erhielten rund die Hälfte aller Heime im Landkreis den ersten Teil der Schutzimpfung. Wann der nächste Impfstoff kommt und wie viel es sein wird, ist allerdings gerade wieder nicht sicher, weshalb auch an der Hotline momentan keine Terminvereinbarungen möglich sind. Sollte wie versprochen am 12. Januar neuer Impfstoff eintreffen, wären Terminvereinbarungen voraussichtlich wieder am 10. oder 11. Januar möglich.

Immerhin soll es bald auch möglich sein, eine andere Registrierungsform zu nutzen. Mit Hilfe einer Software, die vom Freistaat vom 11. Januar an zur Verfügung gestellt werden soll, soll es laut Neugebauer in einem ersten Schritt möglich sein, sich als Impf-Interessent registrieren zu lassen. In einem weiteren Schritt solle es dann auch eine Online-Reservierungsmöglichkeit geben.

Ältere Landkreisbürger werden per Post informiert

Letztlich solle eine automatisierte SMS/E-Mail-Benachrichtigungs-Funktion zur Aufforderung einer konkreten Terminvergabe angeschlossen werden, so Neugebauer: "Wir sind zuversichtlich, mit dem neuen System im Laufe des Januar eine Entspannung in der Anmeldesituation zu erreichen. Richtig gut wird die Lage aber erst, wenn laufend genügend Impfstoff von verschiedenen Herstellern verfügbar sein wird." Das Landratsamt will aber auch nochmals über die Impfung und das Prozedere informieren: Im Laufe des Januar werden 9430 Bürgerinnen und Bürger über 80 Jahre deshalb vom Landratsamt angeschrieben.

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Quelle:
SZ vom 09.01.2021
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