Süddeutsche Zeitung

Austritt:Ende einer Blitzkarriere

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Die ehemalige Ortsvorsitzende und Bürgermeisterkandidatin Heike Tischler verlässt die Vaterstettener SPD

Von Wieland Bögel

Die SPD in der Großgemeinde verliert zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre eine ehemalige Vorsitzende im Streit. Heike Tischler, die noch im September für die Genossen zur Bürgermeisterwahl antrat, hat die Partei verlassen. Grund dafür seien "unüberbrückbare Differenzen" zwischen ihr und dem Vorstand des Ortsvereins. Sie werde der Partei deshalb den Rücken kehren und weder für den Vaterstettener Gemeinderat noch bei der Kreistagswahl im März kandidieren.

Erst im April, als sich abzeichnete, dass es in Vaterstetten zu einer außerplanmäßigen Bürgermeisterwahl kommen würde, war Tischler zur Vorsitzenden gewählt worden. Die Entfremdung zwischen ihr und ihrer Partei hatte sich schon vor gut einem Monat ahnen lassen. Damals hatte Tischler den Vorsitz niedergelegt. Offiziell, um die Mitglieder darüber abstimmen zu lassen, ob sie das Amt weiter fortsetzen solle. "Die Mitglieder hätten mich sofort wiedergewählt", ist Tischler noch heute überzeugt, doch einige im Vorstand hätten das nicht zulassen wollen und sich beklagt, man könne mit ihr nicht zusammenarbeiten und sie würde den Ortsverein beschädigen. Aber auch gegen Kritik aus den Reihen der Mitglieder habe sie der Vorstand nicht verteidigt, sagt Tischler. So sei sie nach der verlorenen Bürgermeisterwahl teilweise scharf angegriffen, der Lüge und des Intrigierens beschuldigt worden. Die anderen Vorstandsmitglieder hätten dies unwidersprochen stehen lassen. "Es ging nur darum, mich abzusägen", meint Tischler, "ich finde das alles sehr traurig."

"Ich bin traurig darüber", mit diesen Worten kommentiert auch der neue SPD-Ortsvorsitzende Sepp Mittermeier den Austritt seiner Vorgängerin. Dass es schon seit einiger Zeit "Unstimmigkeiten" gegeben habe, "kann ich nicht verhehlen", so Mittermeier. Den Grund dafür sieht der Ortsvorsitzende in der Bürgermeisterwahl. So etwas sei immer eine Stress-Situation für alle, "das eskaliert dann teilweise ein bisschen". Trotzdem habe man versucht, "im Einvernehmen wieder eine gemeinsame Linie zu finden", leider vergeblich.

Etwas anders stellt sich die Lage nach Informationen aus SPD-Kreisen dar. Demnach habe es schon lange starke Differenzen zwischen Tischler und Mittermeier gegeben, einige befürchteten schon eine Spaltung des Ortsvereins. Auf der Vorstandssitzung, als es um den Wechsel an der Spitze ging, habe es dann "furchtbar gescheppert", so ein Insider, sogar von einem "grausamen Eklat" ist die Rede. Denn offenbar habe Tischler fest mit ihrer Wiederwahl gerechnet, eine Option, die für andere führende Vaterstettener SPDler aber nicht in Frage kam, was sie wohl auch mit scharfen Formulierungen unterstrichen. Ganz so schlimm ist es nach Meinung des neuen Ortsvorsitzenden zwar nicht gewesen, Mittermeier bestätigt aber, dass es auf der Sitzung "ein Unverständnis über die Situation" gegeben habe. "Dass da auch unschöne Worte fallen, ist klar."

Bereits vor zwei Jahren hatte eine frühere Ortsvorsitzende der SPD den Rücken gekehrt. Gemeinderätin Christl Mitterer wechselte im November 2011 zur CSU und begründete das mit einem "deutlichen Entfremdungsprozess" zwischen ihr und den ehemaligen Genossen.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2013
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