Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:"Art Afrika" in Ebersberg

Was beschäftigt Flüchtlinge und wie verarbeiten sie das Erlebte? In der Redaktion der SZ Ebersberg stellen Asylsuchende ihre Bilder aus.

Von Jessica Morof und Rita Baedeker

Auf der Suche nach Frieden fliehen immer mehr Menschen nach Deutschland; für viele endet die Flucht im Landkreis Ebersberg. In einem Malprogramm des Helferkreises Zorneding verarbeiten die Teilnehmer das Erlebte auf künstlerische Weise. Einige Bilder werden nun in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung in Ebersberg ausgestellt.

Volles Haus bei der Vernissage in der Redaktion: Die etwa 50 Gäste der Eröffnungsfeier zeigen sich beeindruckt von den Bildern sowie den Geschichten der Hobbykünstler. Ein reger Austausch und intensive Gespräche prägen den Abend. Hier sind in der Mitte die Künstler Friday, Mohamed und Ibrahim zu sehen.

Afrikanische Motive: Die jungen Männer in der Flüchtlingsunterkunft begannen, Bilder aus ihrer Heimat zu malen, die Fahne Nigerias, die Hütten und Häuser ihrer Dörfer.

Friday, der wie die beiden anderen Künstler im Containerdorf Zorneding wohnt, zeigt in seinen Bildern Interesse für die afrikanische Tradition. Beispielsweise mit dieser historischen nigerianischen Königsmaske für besondere Zeremonien.

Das Mal-Projekt ist Teil der Initiative "Alltagsbegleitung für Flüchtlinge". Alfred Scheffelmann, pensionierter Konrektor der Mittelschule Markt Schwaben und Mitglied des Helferkreises, betreut den Malkurs. Er beobachte mit Freude, wie seine Schützlinge Heimat und Erinnerungen mit Hilfe von Farben und Pinsel zu Papier bringen.

Die Bilder sprechen eine ganz eigene Sprache. Die Motive zeigen zum Teil deutlich, wie schwierig der Weg für die Flüchtlinge bis nach Deutschland war. Dieses Bild, das einer Kinderzeichnung ähnelt, zeigt die Situation auf einem der vielen Boote, mit denen die Flüchtlinge übers Meer gelangen. "My Way from Libya to Lampedusa, Italy" steht darüber geschrieben.

Einigen der Bilder liegen Boote und Wasser als Motive zugrunde. Hier präsentiert Mohamed ein Werk in der Entstehungsphase: eine Fischer-Szene. Es ist, wie auch die anderen Bilder der Ausstellung, auf einer Tischtennisplatte entstanden.

Nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit der Gegenwart befassen sich die Flüchtlinge in ihren Kunstwerken. Eine S-Bahn, wie sie hier zu sehen ist, kannten viele von ihnen zuvor sicherlich noch nicht. Heute nutzen sie sie täglich.

Sehnsucht, Heimweh, Schmerz sind in mehreren Bildern der Ausstellung zu erkennen. Umso schöner ist es, dass auch friedliche Szenen voller Hoffnung zu sehen sind. Dieses Werk könnte beispielsweise mit einer Friedenstaube assoziiert werden. Wer sich selbst einen Eindruck über die Bilder aus dem Mal-Projekt der Initiative "Alltagsbegleitung für Flüchtlinge" machen möchte, kann dies noch bis zum 5. November in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung Ebersberg tun. Geöffnet ist Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. An Samstagen und vor einem Feiertag ist geschlossen.

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