Süddeutsche Zeitung

Alpines Brachland:Ebersberg müsste eigentlich Eberszwerg heißen

Was in aller Welt rechtfertigt bitte den Zusatz "-berg" in Ebersberg?

Glosse von Korbinian Eisenberger

Morphologisch betrachtet fristet der Landkreis Ebersberg ein gespaltenes Dasein. Der Name "Ebersberg" ist einerseits sehr treffend, weil hier in der Region mehr als genug Wildschweine daheim sind. Beschäftigt man sich jedoch mit dem zweiten Wortteil, dem Suffix, muss einem das zu denken geben. Was in aller Welt rechtfertigt bitte den Zusatz -berg?

Der höchste Punkt im Stadtgebiet Ebersberg befindet sich am südlichen Rand des Forstes nahe der Kreismülldeponie. Ihm wird eine Höhe von 600 Metern NHN beigemessen. Wegen dieser exponierten Lage hat sich irgendein Besteiger vor langer Zeit eine raffinierte Bezeichnung überlegt. Der höchste Punkt Ebersbergs trägt seither den Namen Sauberg. 42 Meter ragt er über dem Ort Ebersberg (mit 558 Meter NHN). Nicht mehr als eine jämmerliche Delle in der Wiese also. Begriffe wie "Sauhaufen" und "Eberszwerg" wären hier in vielerlei Hinsicht präziser.

Welch hartes Urteil über die alpinen Qualitäten dieses unschuldigen Landkreises. Vielleicht gar zu hart. Anfang der Woche offenbarte etwa die Kreisstadt höchst selbst, dass es in Ebersberg womöglich einfach nur deutlich mehr Weitblick für das Hochgefühl braucht. Am Dienstag öffnete sich hinter der Stadt ein Bilderbuchpanorama tief hinein in die Ostalpen. Majestätisch blitzte der Großvenediger in der Sonne und wirkte dabei so nah, als erstrecke er sich direkt hinter der Ebersberger Stadtpfarrkirche. Im richtigen Blickwinkel zum Glockenturm hatte der Berg auf diese Weise gar ein gut erkennbares Gipfelkreuz.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4346208
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 27.02.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.