Süddeutsche Zeitung

Duo:Nachtfahrt auf dem Tandem

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Michael Wollny und Vincent Peirani sind preisgekrönte Jazz-Stars in Deutschland und Frankreich. Im Prinzregententheater stellen sie ihr neues gemeinsames Album vor.

Von Oliver Hochkeppel

Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, enorme physische wie psychische Anstrengungen von ihm und die nahezu bedingungslose Rückendeckung durch sein Münchner Label Act hat es benötigt, bis der Pianist Michael Wollny auch über die Jazz-Gemeinde hinaus als das Versprechen erkannt wurde, das er ist: ein unverwechselbarer Stilist, ein Neoromantiker am anderen Ende der Brad-Mehldau-Skala.

Einer, der für jedes musikalische Theorem eine eigene, stets überraschende Lösung findet. Das Album "Weltentraum" bedeutete 2014 den Durchbruch, nicht minder erfolgreich war dann "Nachtfahrten", und seitdem gehört Wollny neben Klaus Doldinger und Till Brönner zu den an einer Hand abzählbaren deutschen Jazzern, die Säle wie das Prinzregententheater oder die Berliner Philharmonie füllen. Und das, ohne sich um den Mainstream oder aktuelle Trends zu kümmern.

Schneller ging es, jedenfalls aus Label-Sicht, beim Franzosen Vincent Peirani. Der mit 36 zwei Jahre jüngere Akkordeonist wurde kurz als Begleiter für Youn Sun Nah und Ulf Wakenius ausprobiert, schlug aber schon 2013 mit seinem Act-Debütalbum "Thrill Box" ein wie eine Bombe und gewann seither die bedeutendsten Auszeichnungen von den "Victoires du Jazz" bis zum "Echo Jazz" in Serie.

Im Gleichschritt mit Wollny sozusagen, den Peirani schon bei der ersten Begegnung bei einer Act-Jubilee-Night 2012 im Pariser Club New Morning als Geistesverwandten und - zusammen mit seinem Weggefährten, dem Sopransaxofonisten Emilie Parisien - idealen Komplementärmusiker für seine Art des musikalischen Geschichtenerzählens erkannt hatte. Dementsprechend war Wollny auch schon bei "Thrill Box" dabei, und folglich bleiben sich die beiden trotz des enormen Pensums mit den eigenen Trio- und Band-Projekten treu.

"Tandem" heißt ihr neues, im puristischen Duo eingespieltes Album, bei dem sie einen riesigen Bogen mit persönlichen Favoriten schlagen, vom Tango bis zu Samuel Barbers Tränenzieher "Adagio For Strings", vom Gary-Peacock-Bebop bis zu eigenen Kompositionen. Alle Klangfarben ihrer Instrumente werden ausgeschöpft, oder wie Wollny sagt: "Vincents Spiel höre ich weniger als Akkordeon, sondern vielmehr als Orchester, das tausend Möglichkeiten birgt." Peirani gibt retour: "Michael kann SMS schreiben und gleichzeitig Klavier spielen. Alles ist möglich mit ihm. Womöglich gibt es bei ihm überhaupt keine Grenzen."

Michael Wollny & Vincent Peirani, Freitag, 27. Jan., 20 Uhr, Prinzregententheater, Prinzregentenpl. 12, 089 / 21 83 73 00

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Quelle:
SZ vom 26.01.17
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