Süddeutsche Zeitung

Flughafen München:Dritte Startbahn reicht der Lufthansa "etwas später"

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Der Bau einer dritten Startbahn am Flughafen ist für die Lufthansa inzwischen weniger dringlich. "Tendenziell brauchen wir diese Startbahn etwas später", sagte Carsten Spohr, der Chef der Fluglinie, auf die mehr als die Hälfte der Flugbewegungen im Erdinger Moos entfällt. Erst Ende des kommenden Jahrzehnts, also bis zum Jahr 2030, sei die Startbahn nötig. Dann aber "sollte es passieren, wenn München nicht in eine Sackgasse kommen will". Bislang hatte Spohr davon gesprochen, die dritte Piste müsse spätestens 2025 in Betrieb gehen, um Engpässe am Münchner Flughafen zu vermeiden.

Auf den ersten Blick überrascht diese Äußerung. Denn die Lufthansa stärkt gerade ihre Präsenz in München - auf Kosten ihres noch immer größten Standorts Frankfurt. Mit dem dortigen Flughafen ist sie unzufrieden wegen angeblich zu hoher Gebühren und eines zu schlechten Services. So hat sie von dort bereits fünf Airbus A380 nach München verlagert; weitere Jets sollen folgen. Mehr Flugzeuge heißt aber nicht automatisch mehr Flugbewegungen, denn um die Großraumjets für ihre Interkontinentalflüge zu füllen, nutzt die Lufthansa auch größere Zubringerflugzeuge.

So verschärft sich das Kapazitätsproblem am Münchner Flughafen zumindest nicht, mit dem die Flughafengesellschaft FMG stets argumentiert, warum es eine dritte Bahn brauche. Das tat sie auch am Freitag in Reaktion auf Spohrs Äußerung und forderte eine "Wachstumsperspektive", um "Abwanderungen an andere Drehkreuze" zu verhindern. Aber selbst wenn man sich heute für den Bau entschiede, würde die Piste nicht vor 2025 in Betrieb gehen.

Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Äußerung des Lufthansa-Chefs - kurz vor der Landtagswahl, nach der die CSU vermutlich einen Koalitionspartner benötigt. Mit Ausnahme der FDP haben sich alle in Frage kommenden Parteien gegen die dritte Bahn positioniert - und dies teilweise sogar zur Koalitionsbedingung gemacht. Spohr sprach sich auch dafür aus, den Münchner Flughafen ans Fernbahnnetz der Bahn anzuschließen. Der Startbahn-Bau habe aber Priorität.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2018 / kast
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