Süddeutsche Zeitung

Demonstration am Odeonsplatz:Mehrere Tausend demonstrieren gegen Nationalismus

Für die Demo "Ein Europa für alle" haben sich zahlreiche Menschen in der Münchner Innenstadt versammelt. Sie fordern eine nachhaltigere und solidarischere EU.

Von Tom Soyer und Camilla Kohrs

Mehrere Tausend Menschen demonstrierten auf dem Odeonsplatz gegen Nationalismus. Die Polizei sprach von 8000 Teilnehmern bei der Auftaktkundgebung, bei dem anschließenden Demozug seien 10 000 Menschen anwesend gewesen. Von doppelt so vielen Demonstranten sprachen die Veranstalter, ein Bündnis von mehr als 50 Organisationen, die sich unter dem Motto "Ein Europa für alle - Deine Stimme gegen Nationalismus" zusammengeschlossen haben. Ein Bild der Veranstalter bei Twitter zeigt den sich füllenden Odeonplatz von oben.

Wie auch schon bei den vergangenen großen Demonstrationen in München setzen die Menschen auf Farben und kreativen Protest.

Kulturschaffende brachten goldene und silberne Rettungsdecken mit. Dazu hatte unter anderem das Residenztheater unter dem Titel "Mia san Vui" auf seiner Internetseite aufgerufen. Gemeinsam mit anderen Kulturschaffenden und Organisationen unterstützt das Theater die "Bayerische Erklärung der Vielen", in der die Rettungsdecken als Symbol der Vielen bezeichnet wird. Die Decken sollen nach der Demo weiter verwendet werden.

Die Enthüllungen über den österreichischen Politiker Heinz-Christian Strache bewegen auch bei der Demo in München die Menschen. Am Freitag hatten die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel Ausschnitte eines Videos veröffentlicht, das den inzwischen zurückgetretenen FPÖ-Chef und Vizekanzler 2017 in einer Villa auf Ibiza zeigt. Dort stellte Strache einer vermeintlichen russischen Oligarchin, die allerdings ein Lockvogel war, öffentliche Aufträge in Aussicht, wenn sie seiner Partei zum Wahlerfolg verhelfe.

Zahlreiche Redner haben sich angekündigt: Kathrin Schmitt von "Jugend Rettet", die Aktivistin für Behindertenrechte, Patricia Koller, Simon Strohmenger von "Mehr Demokratie", die Journalistin Laura Meschede und weitere. Außerdem traten Musiker auf.

Es wurde nicht nur gegen Nationalismus, sondern auch für eine veränderte EU demonstiert: Auf den Plakaten wurden unter anderem mehr Solidarität und mehr Nachhaltigkeit gefordert. Neben zahlreichen Privatpersonen waren Parteien wie SPD, Grüne, Die Linke und die Kleinpartei Mut vertreten. Und auch Organisationen...

...wie der Verein BUND Naturschutz in Bayern, dessen Vertreter eine große Plane aufspannten oder...

...die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die gegen Kohlekraft und für mehr Wald protestierte oder..

...Ordensfrauen, die sich für Menschenwürde aussprachen. Simon Strohmenger, Sprecher des Aktionsbündnisses, zeigte sich zufrieden: "Es ist viel los, es ist laut, friedlich, bunt - was wollen wir mehr?" In insgesamt sieben deutschen Städten demonstrierten Menschen unter dem selben Motto. Auch in anderen europäischen Ländern gingen Menschen auf die Straße.

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