Süddeutsche Zeitung

Zuzug in Schwabhausen:Angst vor zu raschem Wachstum

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Die Gemeinde Schwabhausen debattiert über die Grenzen des Zuzugs. Wie viele Neubürger dürfen in Zukunft jährlich kommen? Diese Frage bewegt die Kommunalpolitiker

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

In welchem Umfang soll die Gemeinde Schwabhausen wachsen? Und wie soll dieses Wachstum gesteuert werden? Mit diesen Fragen hat sich der Bauausschuss in den vergangenen Monaten befasst - natürlich erst einmal hinter verschlossenen Türen. Nach langen Diskussionen kam man zu dem Schluss: Man könne sich ein maximales Einwohnerwachstum von jährlich einem Prozent in den nächsten zehn, 15 Jahre "vorstellen". Empfohlen wird die Nachverdichtung im Innenraum Schwabhausens; in Teilorten seien Ortsabrundungen denkbar. Darüber hinaus solle "eine enge verkehrliche Zuordnung der Funktionen Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Erholung erreicht werden". So die Überlegungen des Bauausschusses, der nun dem Gemeinderat seine Empfehlung vorlegte.

Angestrebt wird auch die Entwicklung von Gewerbeflächen. An Stelle des bisherigen, im Februar dieses Jahres außer Kraft getretenen Einheimischenmodells solle dieses "Thema mit An- und Verkaufskriterien weiterverfolgt werden". Der aber wohl wichtigste Satz in den Empfehlungen des Ausschusses lautet, dass sozialer Wohnungsbau "anzustreben" sei.

Wie man diese bewusst noch sehr "schwammig" gehaltenen Empfehlungen, wie Bürgermeister Josef Baumgartner (FW) sie nannte, umsetzen könnte, wurde in der Gemeinderatssitzung am Dienstag nicht weiter besprochen. Zunächst will man sich von einem Fachanwalt für Verwaltungsrecht zum Thema Wachstum informieren.

Die Diskussion im Gemeinderat drehte sich lediglich um einen Punkt der Empfehlungen: um die Prozentzahl des Bevölkerungswachstums, von der, zunächst völlig unverbindlich, ausgegangen werden solle. Ein jährliches Wachstum von einem Prozent würde konkret bedeuten, dass Schwabhausen mit seinem mehr als 6.000 Einwohnern jährlich um etwa 60 Personen größer werden würde.

Man solle sich vorab nicht auf diese Zahl festlegen, argumentierten Gemeinderäte wie Florian Scherf (CSU) und Hans Bopfinger (Freie Wähler Schwabhausen), um klarer auch die Folgen eines eventuell geringeren oder aber auch stärkeren Bevölkerungswachstums zu sehen. Der Experte, den man einschalten wolle, solle den Auftrag erhalten, sich auch zu alternativen Szenarien zu äußern und die Folgen unterschiedlichen Wachstums aufzeigen. Wolfgang Hörl, zweiter Bürgermeister und Vertreter des Bürgerblocks Arnbach, sowie Maximilian Patzelt ( FWS) warnten indes davor, mit Nennung höherer Wachstumszahlen "ein falsches Signal an die Planer auszusenden", wie Patzelt es formulierte. Mit einer jährlichen Zunahme von durchschnittlich 0,7 Prozent in den vergangenen Jahren sei man gut zurechtgekommen, so Hörl. Auf diese Weise habe man sowohl die Anzahl der Kindergartenplätze wie die Klassenstärken in der Schule "stabil halten können". Die vor kurzem in den Medien genannten Zahlen, wonach der Landkreis Dachau mit das größte Bevölkerungswachstum in Bayern aufweise, bezeichnete Hörl als "Horrorszenario". Für eine Zunahme der Einwohnerzahl von zwei Prozent werde er keinesfalls "die Hand heben". Dies nämlich würde bedeuten, "dass wir in zehn Jahren ganz neue Ortsteile dazubekommen - das ist dann nicht mehr unsere Gemeinde".

Etwas anders sieht Thomas Böswirth, der Jüngste im Gemeinderat (CSU), die Thematik. Er verwies darauf, dass viele junge Leute gerade aus seiner Generation wegziehen müssten, weil sie in der eigenen Gemeinde keinen Wohnraum finden.

Zuletzt einigten sich die Schwabhausener Räte darauf, den Satz von der "vorstellbaren" Bevölkerungszunahme von einem Prozent jährlich unverändert stehen zu lassen und von dieser Zahl als "Basis" für weitere Diskussionen auszugehen. Die Frage, in welcher Form die Schaffung von sozialem Wohnungsbau vorangebracht werden soll, wurde an diesem Abend nur von einem einzigen Ratsmitglied angeschnitten: Georg Sonnenberger (FWS) wollte wissen, ob Grundeigentümer dafür verbilligt Flächen abgeben sollten. Eine Antwort hierauf soll es aber erst nach Anhörung des Experten geben, den die Gemeinde beauftragen wird.

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SZ vom 08.06.2018
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