Süddeutsche Zeitung

Radverkehr:Alte Bayernwerkstraße wird Fahrradstraße

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Auch den Lärchenweg will die Gemeinde Karlsfeld schon lange sicherer für Radler machen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune wagt Karlsfeld sich voran: Die erste Fahrradstraße soll nun im Ort eingerichtet werden. Das hat der Umweltausschuss am Mittwoch beschlossen. Fahrradreferent Franz Trinkl (SPD) hatte den Antrag gestellt zu prüfen, ob es zwischen Dachau-Süd und Karlsfeld-West eine sichere Radverbindung gibt. Wenn man so eine ausweise, könnte der Umstieg aufs Rad gerade für Pendler attraktiver werden, gab er zu bedenken. Seit langem ärgert er sich darüber, dass die Fahrradstraße in Dachau-Süd (Joseph-Effner-Straße) an der Stadtgrenze abrupt endet. "Die muss natürlich weitergeführt werden", forderte er schon vor einem Jahr.

Derzeit nutzen die meisten Radler die Alte Bayernwerkstraße, um zur neuen zu fahren. Es ist die kürzeste Route von Dachau-Süd zur MAN. Doch laut Trinkl ist sie "lebensgefährlich", da viele Autofahrer hier einen Schleichweg sehen. Die Straße ist so eng, dass kaum zwei entgegenkommende Autos aneinander vorbeikommen. Radler werden mit extrem geringem Abstand und relativ hoher Geschwindigkeit überholt- 50 Stundenkilometer sind erlaubt. Noch dazu sind die Bankette aus Sand an vielen Stellen löchrig und ausgewaschen. Radler, die dort hineingeraten, könnten leicht stürzen, so Trinkl. Damit sie dort nicht mehr fahren müssen, schlug der Fahrradreferent in seinem Antrag vor, bestehende Feldwege im angrenzenden Acker auszubauen. Dies wäre auch eine Abkürzung.

Der Karlsfelder Verkehrsexperte Günther Rustler hielt dieser Idee entgegen, dass eine Unterquerung der B 471 nötig wäre - eine kostspielige Angelegenheit. Zudem sei die Gemeinde nicht im vollständigen Besitz des Ackers. Lediglich 300 Meter gehörten ihr. 1300 müsste sie dazukaufen. "Das dürfte an den Kosten scheitern", sagte Rustler. Als Alternative empfahl er, die Radler über die Moos- und Alte Bayernwerkstraße zu führen. Vor den Sommerferien hatte die Gemeinde eine Verkehrszählung in Auftrag gegeben: Danach waren an 23 Tagen täglich 165 Radler auf der Route unterwegs und 1400 Autos. "Wenn man die Alte Bayernwerkstraße zur Fahrradstraße macht, würde der Kfz-Verkehr wesentlich abgeschwächt", so Rustler. "Es wäre eine deutliche Verbesserung der Sicherheit."

Die Gemeinderäte stimmten unisono zu. "Als Schulweg für die Gymnasiasten wäre die Fahrradstraße gut", sagte Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU). Im übrigen könnte man so Tempo 30 auf der Alten Bayernwerkstraße festschreiben. Damit wäre der Schleichweg nicht mehr attraktiv. Wanka bat schon jetzt, die Geschwindigkeitsbegrenzung dann auch zu überwachen. "Sonst kriegen wir die nicht von der Straße, die wir nicht haben wollen." Trinkl begrüßte die Fahrradstraße als "wichtigen Baustein", wenn man mehr Menschen aufs Rad bekommen wolle. Die Alte Bayernwerkstraße ist übrigens nicht die einzige, die zur Fahrradstraße umgewidmet werden soll. Seit längerem trage man sich mit dem Gedanken, auch den Lärchenweg zur Fahrradstraße zu machen, berichtet Wanka. Und im Radverkehrskonzept hätten die Planer noch weitere Vorschläge, die allerdings erst in den Gremien beraten werden müssten.

Zur Verbesserung der Sicherheit für Radler, die frühmorgens oder abends unterwegs sind, will die Gemeinde sich nun auch um eine Beleuchtung zwischen der Münchner Straße und Am Burgfrieden kümmern. Die CSU hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Angesichts der prekären finanziellen Situation der Gemeinde schlug Wanka vor, dies "unter Finanzierungsvorbehalt" zu stellen. Ein Angebot soll aber trotzdem schon einmal eingeholt werden, damit man bei den Haushaltsberatungen weiß, wie viel Geld man dafür bräuchte.

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Quelle:
SZ vom 19.10.2021
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