Süddeutsche Zeitung

Lokalpolitik in Dachau:Einsteigen, Aussteigen, Losradeln

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Ein parteiübergreifendes Bündnis im Kreistag fordert, S-Bahnfahren für Fahrradpendler attraktiver zu machen

Von Jacqueline Lang, Dachau

Ein parteiübergreifendes Bündnis im Kreistag will sich für Fahrradpendler stark machen. Die Kreistagsfraktion der Grünen und die Ausschussgemeinschaft der ÖDP, des Bündnisses für Dachau, der Linken/der Partei fordern Landrat Stefan Löwl (CSU) auf, die folgenden drei Ziele in die Gesellschafterversammlung der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH einzubringen: Zum einen soll sukzessive mit den neu einzuführenden Zügen für die S-Bahnen leicht bedienbare Fahrradstellplätze installiert werden, die auch für Lastenfahrräder geeignet sind. Zudem soll die kostenlose Fahrradmitnahme im Landkreis eingeführt werden. Und zu guter letzt soll die Begrenzung der Sperrzeiten für die Fahrradmitnahme auf den Innenraum in den Zonen M und 1 begrenzt werden. Zur Begründung heißt es in dem von Grünen-Fraktionssprecherin Marese Hoffmann eingereichten Antrag: "Wir müssen von einem MVV-Angebot, welches die Fahrradmitnahme teuer, zeitlich beschränkt, und in der Praxis unattraktiv macht, zu einem neuen Leitbild gelangen, welches die Fahrradmitnahme im MVV als wünschenswert und förderungswürdig sieht."

In älteren S-Bahnmodellen müssen Fahrräder in den Mehrzweckbereichen platziert werden, was insbesondere bei Ein- und Aussteige-Stationen wenig benutzerfreundlich ist. "Hier können komfortablere Lösungen geschaffen werden, um Fahrräder unkompliziert ein und ausparken zu können", so die Forderung des Bündnisses. Ein Vorbild könnten beispielsweise die "Querparker" für Fahrräder sein, wie es sie in S-Bahnen in Kopenhagen gibt. Zudem müsse auf den "Lastenrad-Trend" reagiert werden: "Das Ersetzen eines eigenen Pkw durch ein Lastenfahrrad wird insbesondere für Familien erst dann besonders attraktiv, wenn für längere Strecken das Lastenrad auch in (S-)Bahnen mitgenommen werden kann, wie das ja bereits seit langem mit Kinderanhängern praktiziert wird." Auch diese Fahrradmodelle gelte es bei einer Neugestaltung der Zuginnenräume zu beachten. Für eine ideale Ausgestaltung der Fahrradstellplätze sollte beispielsweise auch der ADFC in die Planungen involviert werden.

Doch nicht nur die Platzfrage müsse geklärt werden, auch finanziell müsse man die Fahrradmitnahme attraktiver gestalten fordern die Dachauer Kommunalpolitiker: In zahlreichen Linien in anderen bayerischen Landkreisen könnten Fahrräder bereits kostenlos in Nahverkehrszügen mitgenommen werden. Der Landkreis Dachau oder wahlweise auch der gesamte MVV-Verkehrsverbund könnten zu diesem Zweck doch "eine pauschale Summe pro Jahr" an die Bahn zahlen, damit die Radler in den S-Bahnen dieser Landkreise ihre Fahrräder kostenlos mitnehmen dürfen, so der Vorschlag. "Eine kostenlose Fahrradmitnahme macht die kombinierte Nutzung von Fahrrad und Bahn deutlich attraktiver, was nicht nur der Umwelt sondern auch der angespannten Verkehrssituation auf den Straßen im Landkreis zu Gute kommt."

Im Landkreis werde die Fahrradmitnahme in den S-Bahnen darüber hinaus unnötigerweise eingeschränkt durch die geltenden Sperrzeiten, die mit der hohen Auslastung der S-Bahn zu diesen Zeiten begründet würden, was jedoch tatsächlich für den Münchner Innenraum, nicht aber für die S-Bahnhöfe im Dachauer Land gelte. Die derzeitigen Sperrzeiten seien "somit nicht komplett sinnvoll" und würden verhindern, das Berufspendlerinnen, die im Landkreis selbst arbeiteten, Bahn und Rad kombinieren können. "Vielen Berufstätigen bleibt somit nur die Fahrt mit dem eigenen Pkw", so das Resümee der Antragssteller, die genau das ändern wollen. Der Antrag wird ein einer der kommenden Sitzung des Kreistags behandelt werden.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2021
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