Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Dachau:Landrat Stefan Löwl will sein Amt verteidigen

Lesezeit: 3 min

Die CSU beschert ihm für diese Aufgabe eine sehr gute Ausgangsposition und nominiert zudem 70 Kandidaten, die im Kreistag die breite Gesellschaft abbilden sollen

Von David Holzapfel, Markt Indersdorf

Stefan Löwl hat die Rede gerade beendet, da stürmen ihm schon seine Kinder entgegen. Er nimmt sie in den Arm und sagt: "Drückt mir die Daumen." Ein bisschen angespannt sieht der Landrat aus, während in Ried die Stimmzettel ausgezählt werden. Zwar war Löwls Kandidatur abzusehen. Schon im Mai wurde bekannt, dass der 45-Jährige seinen Posten verteidigen will. Welches Vertrauen Löwl an diesem Donnerstagabend aber von seiner Partei erfahren wird, das dürfte ihn wohl selbst überrascht haben. Das Ergebnis: 124 Ja-Stimmen bei 127 Wahlberechtigten. Der Landrat blickt in Richtung seiner Frau, die ebenfalls anwesend ist, und fragt: "Darf ich?" Diese bejaht und lacht.

Es ist nicht nur das gute Wahlergebnis, das Löwl Aufwind gibt an diesem Abend. In Ried stimmt die Landkreis-CSU ein wahres Loblied auf ihren Kandidaten an. Die Vorsitzende der Jungen Union (JU) Dachau, Julia Grote, sagt: "Nie habe ich gesehen, dass der Landrat mal kurzfristig einen Termin abgesagt hat, nie hat er uns hängen lassen". Und weiter: "Der Stefan hat sich durch sein Amt nie verändert". Auch Stefan Kolbe, Karlsfelds Bürgermeister und Sprecher der Landkreisbürgermeister, stärkt Löwl den Rücken. Die Zusammenarbeit mit den Kommunen sei nach wie vor hervorragend, sagt er. Sein Fazit: "Löwl kann Landrat."

Einstimmig hat das Gremium unter Leitung des CSU-Kreisvorsitzenden Bernhard Seidenath im Mai beschlossen, der Delegiertenversammlung der CSU den amtierenden Landrat zur Nominierung als Spitzenkandidat für die Wahl am 15. März 2020 vorzuschlagen. Wolfgang Offenbeck, der Fraktionsvorsitzende der CSU im Kreistag, begründete Löwls erneute Kandidatur damals so: "Die größte, unerwartete Herausforderung seiner Amtszeit - die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge - managte er ebenso souverän wie er die wichtigen Zukunftsthemen des Landkreises." Durch seinen Einsatz habe sich Löwl bereits in seiner ersten Amtszeit einen Namen über die Landkreisgrenzen gemacht.

Nach seiner Nominierung geht Stefan Löwl durch die Tischreihen, schüttelt Hände, klopft Schultern und nimmt Blumensträuße entgegen, er sieht sehr zufrieden dabei aus. "Ich fühle mich wohl hier, in meiner politischen Familie", sagt er. Als Vater von drei Kindern hingegen sei es manchmal hart als Landrat, er müsse da zeitlich oft Abstriche machen. "Aber ich nehme die Schmerzen in Kauf, um näher am Menschen zu sein."

Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt rückt in Ried fast in den Hintergrund. In einer Blockwahl nominiert die CSU eine durchaus prominente Liste für die Kreistagswahlen im März kommenden Jahres. Neben bekannten Personalien wie Löwl selbst, Kreisrätin Stephanie Burgmaier und Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe auf den Listenplätzen eins, zwei und drei stellen sich zahlreiche weitere Kreisräte erneut zur Wahl, darunter auch Florian Schiller auf Listenplatz neun und der Präsident des Bayerischen Bauernverbands in Oberbayern, Anton Kreitmair, der an 15. Stelle platziert wird. Anderes als andere Parteien, sagt Löwl, habe die CSU keine Probleme damit, ihre Kreistagsliste zu füllen. "Auf 70 Plätze kamen über 100 Kandidaten, die wir uns vorstellen konnten."

Es ist eine Liste, die versucht, allen Belangen des Landkreises gerecht zu werden. Das ist zum größten Teil gelungen. Vier Mitglieder der Jungen Union sind vertreten auf den ersten 16 Plätzen. Außerdem hat man versucht, die einzelnen Kommunen entsprechend ihrer CSU-Mitgliederzahl in die Liste zu integrieren. So könnte bald auch die Gemeinde Röhrmoos zum ersten Mal im Kreistag vertreten sein, Bürgermeister Dieter Kugler stellt sich auf Listenplatz 28 zur Wahl.

Die Kandidaten sind Landwirte, Lehrer, Selbst- und Mittelständige - aber nur selten Frauen. Lediglich ein Drittel der Kandidaten ist weiblich. Auf den ersten zehn Listenplätzen sind es immerhin fünf. Bernhard Seidenath spricht dennoch von einer "sehr guten Mischung". Mit großer Mehrheit wird die Kreistagsliste am Donnerstag angenommen.

Es ist spät geworden in Ried. Zuversichtlich verlassen die Delegierten die Versammlung. Für die CSU ist der Abend eine Weichenstellung der kommenden sechs Jahre. Man will künftig wieder Boden gut machen im Landkreis, das ist spürbar. Bei den Landtagswahlen im Jahr 2018 schnitt die CSU deutlich schlechter ab als noch 2013, im Landkreis verlor sie knapp 15 Prozentpunkte. Löwl sagt: "Der 15. März 2020 zählt, ab jetzt müssen wir kämpfen."

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Quelle:
SZ vom 19.10.2019
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