Süddeutsche Zeitung

Karlsfeld:Gratis-Hendl erst ab 67 Jahren

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Auf dem Siedlerfest gelten heuer andere Regeln: Die Gemeinde hat beschlossen, dass die Altersgrenze für den Seniorennachmittag um zwei Jahre angehoben wird - um Geld zu sparen.

Glosse von Anna Schwarz, Karlsfeld

Karlsfeld versucht seit Jahren, an allen Ecken und Enden zu sparen: Deshalb wurde 2016 die marode Skateranlage am See plattgemacht, und vor Kurzem hat der Gemeinderat beschlossen, das rund 50 Jahre alte Hallenbad für immer zu schließen - nun wird auch noch beim Essen und Trinken streng gehaushaltet. Erst im März hatte der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde beschlossen, die Altersgrenze für den Seniorennachmittag auf dem Siedlerfest um zwei Jahre, von bisher 65 auf 67 Jahre, nach oben zu schrauben. Konkret bedeutet das: Wer im vergangenen Jahr mit seinen 65 Jahren noch eine Maß und ein Hendl auf Kosten der Gemeinde im Festzelt genießen konnte, muss heuer mit 66 Jahren wieder selbst bezahlen.

Um den Seniorennachmittag zu retten, ist "Musik am Nachmittag" abgesagt

Wie viel Geld sich die Gemeinde mit dieser neuen Altersgrenze spart, könne aber erst beziffert werden, wenn klar sei, wie viele Seniorinnen und Senioren heuer (erst ab 67 Jahren!) zum Seniorennachmittag kommen, teilt die Gemeinde auf Anfrage mit. Und sie verweist darauf, dass der "kostenintensive Seniorennachmittag" sogar komplett auf der Kippe stand, es stand auch zur Debatte ihn abzublasen. Aber dann habe man doch noch eine in diesem Fall abgespeckte Kompromisslösung gefunden. Allerdings muss dafür die Veranstaltung "Musik am Nachmittag" im Bürgerhaus ausfallen, bei der die Seniorinnen und Senioren bisher klassische Musik genießen sowie Kaffee und Kuchen schlemmen konnten. Für die Rentnerinnen und Rentner in Karlsfeld wird es heuer also ein eher spartanisches Jahr, nicht nur, was die Kalorien betrifft, sondern auch die Kultur und das Zusammenkommen mit Gleichaltrigen.

Im vergangenen Jahr kam der Vorschlag, die Altersgrenze für den Seniorennachmittag auf 67 Jahre zu erhöhen, übrigens schon einmal auf den Tisch: Damals hatten die Grünen noch reichlich Kritik für ihren Vorschlag geerntet. Für viele Senioren sei der Nachmittag auf dem Siedlerfest das Highlight des Jahres, betonte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Auch die SPD argumentierte, dass es kein offizielles Renteneintrittsalter gebe und man bei den 65 Jahren bleiben sollte. Ein Jahr später sieht die Lage leider ganz anders aus. Da hilft nur noch Galgenhumor: Vielleicht freut sich der eine oder die andere ja darüber, dass er oder sie noch nicht zum Seniorennachmittag eingeladen wird, weil er noch nicht als Senior oder Seniorin gelten möchte - aber auch das ist nur ein schwacher Trost.

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