Süddeutsche Zeitung

Karlsfeld:Wer rettet das Hallenbad?

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Viel Zeit bleibt nicht mehr, bis der Gemeinderat über die endgültige Schließung der Schwimmhalle entscheidet. Während der Bund bereits einen Zuschuss für die Sanierung zugesichert hat, hält sich der Freistaat bislang zurück.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Es bleiben nur noch wenige Wochen, um das Karlsfelder Hallenbad zu retten: Schon am 2. März will der Gemeinderat darüber entscheiden, ob es aus Kostengründen endgültig geschlossen wird oder nicht. Dass ein Ende nah ist, machten Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) und seine Gemeinderatskollegen in der jüngsten Sitzung klar, dabei saßen auch zahlreiche Wasserwachtler sowie Schwimmerinnen und Schwimmer des TSV Eintracht Karlsfeld im Publikum.

Nun fordert der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Dachau/Fürstenfeldbruck Michael Schrodi (SPD), dass sich auch der Freistaat an den Sanierungskosten des Bades beteiligt: "Es sind nun auch Ministerpräsident Söder, Finanzminister Füracker und der örtliche Landtagsabgeordnete Seidenath gefragt, der klammen Kommune Karlsfeld finanziell zu helfen."

Schließlich habe der Bund der Gemeinde Karlsfeld bereits eine Finanzspritze zugesichert, so Michael Schrodi: Insgesamt soll die Sanierung des Bades 15 Millionen Euro kosten, rund ein Drittel davon will der Bund übernehmen, also 5,1 Millionen Euro. Doch laut Bürgermeister Stefan Kolbe reicht das nicht. Denn nicht nur die Kosten für die Generalsanierung machen ihm Sorgen, sondern vor allem die künftigen Ausgaben für den laufenden Betrieb: "Es wäre zwar schön, wenn uns der Freistaat bei der Sanierung hilft, aber wir haben schlicht zu wenig Geld, um die Betriebskosten für das Bad zu stemmen", sagt er am Telefon.

Denn wegen der gestiegenen Energiepreise würden die Betriebskosten für die Schwimmhalle künftig ein Defizit von rund einer Million Euro pro Jahr im Haushalt verursachen, in den vergangenen Jahren lag es nur zwischen 400 000 und 600 000 Euro. Kolbe erklärt, dass er dieses Defizit nicht einfach auf die Eintrittspreise umlegen könne, weil dann die Besucherinnen und Besucher im Hallenbad ausblieben. Hier sei die Kommune auf sich alleine gestellt: "Mir ist kein Förderprogramm bekannt, das bei den laufenden Kosten unterstützt", sagt Kolbe. In der jüngsten Gemeinderatssitzung betonte er zudem, dass er ein offenes Ohr für Bürgerinnen und Bürger habe, die Ideen für eine Hallenbadrettung haben - dazu seien aber bisher keine Pläne eingegangen, so Kolbe.

Wegen der Hallenbadsanierung sei er mit Bürgermeister Kolbe im Austausch, sagt Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath (CSU) am Telefon, er stehe "Gewehr bei Fuß", um der Gemeinde zu helfen. Schließlich ist er Vorsitzender des BRK-Kreisverbandes Dachau und damit Chef der Wasserwacht, die regelmäßig in der Karlsfelder Schwimmhalle trainierte, bis dieses im Oktober wegen Statikproblemen am Dach schließen musste: "Wir brauchen dieses Bad", sagt Seidenath. Denn die Ehrenamtlichen benötigen eine Trainingsstätte, um sich auf ihren Wachdienst am Karlsfelder See vorzubereiten.

Schrodi schlägt vor, dass andere Kommunen das Bad mitfinanzieren

Gleichzeitig brauche es ein Konzept, so Seidenath, damit der Freistaat das örtliche Hallenbad retten könne. Hier müsse die Gemeinde klare Ansagen machen: Entscheidet sie sich für eine Generalsanierung oder eine Notsanierung am Dach? Letztere würde etwa 200.000 Euro kosten und die Lebensdauer des Bades um etwa zwei Jahre verlängern. Unbeantwortet bleibe auch die Frage, wie die Gemeinde die laufenden Kosten stemmen könne, so Seidenath und argumentiert: "Es geht ja nicht, dass wir ein neues Bad hinstellen, und die Gemeinde kann die Betriebskosten nicht schultern." Wenn all dies geklärt sei, wolle er sich um Finanzierungsmöglichkeiten für die Badsanierung kümmern. Schließlich habe auch der Freistaat ein "Sonderprogramm Schwimmbadförderung", und wenn eine Sanierung infrage komme, würde er auch bei Stiftungen anklopfen.

Um die Karlsfelder Schwimmhalle doch noch zu retten, plädiert Bundestagsabgeordneter Schrodi für einen kommunalen Zweckverband. Die Idee dahinter: Andere Kommunen sollten die Betriebskosten künftig mitfinanzieren, denn: "Das Schwimmbad hat eine überregionale Bedeutung und wird nicht nur von Karlsfelder Bürgerinnen und Bürgern genutzt." Diese Idee hatte auch SPD-Gemeinderätin Beate Full in der jüngsten Sitzung eingebracht. Kolbe blieb skeptisch, er bezweifelte, dass sich andere Kommunen an den Hallenbadkosten beteiligen wollen. Ob entsprechende Nachfragen bereits gestartet worden sind, ist nicht bekannt.

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