Süddeutsche Zeitung

Hebertshausen:"Mithelfen wollen viele, aber keine Verantwortung"

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Seit fast 50 Jahren gibt es den Seniorentreff in Hebertshausen. Renate Gründl leitet die Gruppe und sucht jetzt händeringend eine Nachfolgerin. Ein Gespräch über gesellige Nachmittage, die Bedeutung sozialer Kontakt im Alter und die Notwendigkeit, einen Schlussstrich zu ziehen.

Von Alexandra Vettori, Hebertshausen

Den beliebten Seniorentreff Hebertshausen gibt es seit fast 50 Jahren. Seit zehn Jahren leitet Renate Gründl die Gruppe. Jetzt will die 74-Jährige aus gesundheitlichen Gründen aufhören, doch es findet sich keine Nachfolge. Im Interview mit der SZ Dachau erklärt Gründl, warum es schade wäre, wenn nach ihrem Ausscheiden endgültig Schluss wäre.

SZ: Seit wann sind Sie beim Seniorentreff dabei?

Renate Gründl: Ich helfe seit 2006 und übernahm 2012 die Leitung, mit Kassenführerin Juliane Schaller. Der Seniorentreff ist eine lose Gruppe, zu der kommen kann, wer möchte. Es gibt ihn bald 50 Jahre, er ist aus der Kirchengemeinde entstanden. Wir treffen uns einmal im Monat, immer am zweiten Dienstag ab 14 Uhr im Pfarrheim.

Was passiert beim Seniorentreff?

Die Leute kommen, mal mehr, mal weniger, 40 sind es immer, manchmal auch 60. Es gibt Kaffee, Kuchen und Getränke, der Jahreszeit entsprechende Vorträge oder Aktivitäten. Gerade hatten wir Sitztanz, im November kommen die Mundartdichterin Rosi Lutz und der Quetschenspieler Horst Schüller. Im September waren wir im neuen Café in Hebertshausen. Dann gibt es jedes Jahr einen Ausflug. Heuer waren wir in Kelheim auf einem Operettenschiff mit Vier-Gänge-Menü, Musik und Gesang.

Welche Bedeutung hat der Seniorentreff für Hebertshausen?

Der ist wirklich wichtig, weil es hier sonst nichts für Senioren gibt. Er ermöglicht soziale Kontakte und stärkt das Zusammenleben, man kann auch endlich mal in Ruhe ratschen. Und die Programme bieten Abwechslung und regen Geist und Seele an.

Was soll die neue Leiterin oder der neue Leiter mitbringen?

Die müsste gerne organisieren, gerne mit Leuten zusammen sein und offen für die Wehwehchen und Sorgen. Der Zeitaufwand ist überschaubar. Man muss sich ein Programm überlegen, den Tisch decken, schauen, wer Kuchen bringt. Kleine Geschenke für die Geburtstagskinder besorgen, Tischdeko, schauen, dass alles da ist. Finanziert wird der Treff durch die fünf Euro, die jeder zahlt, der kommt, und einem Zuschuss der Gemeinde. Eine Aufwandsentschädigung gibt es nicht. Geld ist aber nicht alles. Die Freude, Dankbarkeit und Wertschätzung der Teilnehmer gibt einem ein gutes Gefühl. Es kommt wirklich was zurück.

Warum ist es so schwer, eine Nachfolge zu finden?

Es ist überhaupt schwer, jemanden zu finden, der Verantwortung übernimmt, auch bei Vereinen. Mithelfen wollen viele, aber keine Verantwortung. Ich denke, es liegt auch daran, dass man viel um die Ohren hat, wenn man noch im Berufsleben steht.

Wie geht es jetzt weiter?

Am 13. Dezember gestalten ich und Juliane Schaller unseren letzten Nachmittag. Definitiv. Dann ist Schluss, wenn sich niemand findet. Es bringt nichts, wenn wir sagen, wie machen weiter, bis jemand Neues da ist. Weil dann geht es einfach immer weiter. Wir werden die neue Leitung gerne unterstützen. Sollte jemand Interesse haben, dann bitte unter 08131/32 14 01 melden.

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