Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Dachau:Verschiebungen im Machtgefüge

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Die Kommunalwahl ist vor allem eine Persönlichkeitswahl. Doch am 15. März 2020 dürfte auch der politische Bundestrend mitentscheiden. Das könnte zu faustdicken Überraschungen führen.

Kommentar von Thomas Radlmaier

Ein ungeschriebenes Gesetz lautet: Die Kommunalwahl ist vor allem eine Persönlichkeitswahl. Demnach orientiert sich der Wähler nicht so sehr an der Partei, wenn er sein Kreuzchen macht, sondern vor allem an den einzelnen Kandidaten. Auch bei der kommenden Kommunwahl dürfte dieses ungeschriebene Gesetz gelten. Doch nicht nur. Bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr wird zudem der politische Bundestrend mitentscheiden. Die Folge: Alte Gewissheiten gelten nicht mehr. Beliebte Bürgermeister oder Gemeinderäte, die wieder antreten, müssen um ihre Wiederwahl im kommenden Jahr fürchten.

Die Vorboten der Verschiebungen im politischen Machtgefüge des Landkreises kann man bereits jetzt beobachten. In vielen Gemeinden gründen sich plötzlich grüne Ortsverbände. Die Mitglieder der Ökopartei werden immer mehr, während andere Parteien Nachwuchsprobleme haben. Sogar in ländlichen Kommunen, wo die Grünen viele Jahre über den Exotenstatus nicht hinauskamen, haben sie plötzlich eine Chance, in die Gemeinderäte einzuziehen und künftig in der Kommunalpolitik mitzureden. Die CSU, aber auch die SPD hinterlassen nach katastrophalen Ergebnissen bei Bundestags- und Landtagswahlen vielerorts ein politisches Vakuum, in das die Grünen stoßen werden.

Dafür gibt es viele Gründe. Natürlich ist die Klimakrise derzeit das politische Topthema. Und davon profitiert keine Partei so sehr wie die Grünen. Ein anderer Grund hat mit strukturellen Entwicklungen zu tun. In keinem Landkreis wächst die Bevölkerung schneller als im Landkreis Dachau. Allein in der Stadt Dachau leben heute fast 6000 Menschen mehr als vor etwas mehr als zehn Jahren. Die sechsjährige Wahlperiode in der Kommunalpolitik ist vor diesem Hintergrund eine halbe Ewigkeit. Die Wählerschaft hat sich verändert. Nicht jeder Neubürger kennt den Bürgermeister oder die Gemeinderäte. Dementsprechend werden die Zuzügler bei der Kommunalwahl auch darauf schauen, zu welcher Partei ein Kandidat gehört. Überregionale Stimmungen können sich dann plötzlich auch in der Kommunalwahl niederschlagen und für faustdicke Überraschungen sorgen.

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Quelle:
SZ vom 05.12.2019
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