Süddeutsche Zeitung

Jugendpreis 2023:Sieger sichtbarer machen

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Bereits zum 17. Mal hat der Jugendrat in diesem Jahr den Jugendpreis vergeben. Die Auswahl der diesjährigen Preisträger zeigt, wie vielfältig das Engagement für junge Menschen in Dachau ist. Eine Vorstellungsrunde.

Von Celine Seeger und Martin Wollenhaupt, Dachau

Austausch - unter diesem Motto stand die Verleihung des diesjährigen Jugendpreises. Erstmals wurden deshalb alle Nominierten - es waren insgesamt sieben - zu einer Preisverleihung ins Jugendzentrum Dachau-Ost eingeladen und die Preisträgerinnen und Preisträger nicht, wie in den Jahren zuvor, einfach bekannt gegeben. Das Ziel: Die Ehrenamtlichen wieder sichtbarer machen, sie mit einander ins Gespräch bringen.

Es ist bereits das 17. Mal, dass der Jugendrat der Stadt Dachau den Jugendpreis vergeben hat. Schon seit 2007 ehrt der Jugendrat zusammen mit dem Stadtrat damit besonders engagierte Projekte und Vereine in Dachau, bewerben kann sich grundsätzlich jeder, der sich in besonderem Maße für die Dachauer Jugend einsetzt. In diesem Jahr schafften es die Schachfreunde Dachau auf Platz drei mit einem Preisgeld von 100 Euro, Platz zwei sicherte sich der Verein RuBiKi mit 300 Euro. Der erste Platz und damit 500 Euro gingen mit klarer Mehrheit an die Mädchen-Volleyballmannschaft des ASV Dachau.

Doch wodurch zeichnen sich die drei Gewinner aus? Einblick in deren Vereinsleben:

Dritter Platz: Schachfreunde Dachau

"Diese Neugierde, die entsteht, wenn das Schach die Kinder und Jugendlichen in seinen Bann zieht, das ist einfach wahnsinnig toll", schwärmt Michael Iberl, Vorsitzender der "Schachfreunde Dachau 1932". Ein Jugendpreis für Schach? Was eher als intellektuelles Kräftemessen Erwachsener bekannt ist, zieht in Dachau auch viele Jüngere an - dank dem Einsatz von Trainer Iberl. Ein Engagement, das Jonas Kittelberger vom Jugendrat und die übrigen Juroren mit dem dritten Preis würdigen wollten.

Ganze neunzig Jugendliche seien es, für die er aktuell "Alleinunterhalter" spielt, erzählt Iberl. Vierzig davon kämen jeden Donnerstag in den Adolf-Hölzel-Saal. Darunter auch spielstarke Jugendliche, die bei der Münchner, der Bayerischen und bei der Deutschen Meisterschaft mitmischen. Vereinsintern bietet Iberl den jungen Denksportlern trotz Trainermangel ein beachtliches Angebot. Bei einem Schachcamp können sich die kleinen Strategen zum geistigen Schlagabtausch treffen, beim vierteljährig stattfindenden Vereinspokal ihre Teamkollegen Schachmatt setzen.

Für Iberl ist Schach mehr als nur ein Spiel. "Etwas für das Leben" lernten die Kinder bei ihm. "Die schauen die Welt anders an." Muster erkennen, Aufmerksamkeit schulen, das Wesentliche erkennen - Fertigkeiten, die in der heutigen Zeit "so wichtig" seien, so Iberl.

Zweiter Platz: Verein RuBiKi

"Wir probieren es einfach mal" - das dachte sich Sofia Mollecker, als sie sich dieses Jahr zusammen mit ihrer Kollegin Anna Wegner mit ihrem Verein RuBiKi für den Jugendpreis beworben hat. Und siehe da, es wurde der zweite Platz. Das Interkulturelle Zentrum für Bildung und Integration (RuBiKI) engagiert sich seit 2015 für die Unterstützung russischsprachiger Kinder und Jugendlicher im Landkreis. Die anfängliche Idee, die vorwiegend zweisprachig aufgewachsenen Kinder vor allem in ihren Russisch-Kenntnissen zu unterstützen und zu fördern, ist inzwischen zu einem mehrtätigen Stundenplan herangewachsen. Durch Sprachkurse, Tanzunterricht, Malstudios oder Kochkurse bieten die 12 ehrenamtlichen Pädagogen den rund 130 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 16 Jahren eine Plattform für interkulturellen Austausch. Das Programm findet dienstags, mittwochs, donnerstags und samstags statt.

Ganze 70 dieser Kinder stammen aus der Ukraine. Mollecker und der Verein haben sich mit Beginn des Krieges in der Ukraine und eintreffenden geflüchteten Familien dazu entschlossen, konkrete Beratungs- und Unterstützungsangebote für ukrainische Kinder und Mütter anzubieten. Das sei, so Mollecker, eine naheliegende Entscheidung gewesen, denn die Kinder sprächen oftmals selbst Russisch und Mollecker und ihre Kollegen würden auch Ukrainisch verstehen. "Wir wollten durch diese Angebote und Sprachkurse einen sanften Einstieg in die deutsche Sprache und Kultur ermöglichen", so Mollecker, die hauptberuflich als Heilpädagogin an der Greta-Fischer-Schule arbeitet. Vor allem dieses Engagement für die ukrainischen Familien im Landkreis habe die Jugendpreis-Jury dieses Jahr überzeugt, so Jonas Kittelberger vom Jugendrat.

Erster Platz: Mädchen-Volleyball Abteilung des ASV Dachau

Vor vier Jahren ist die Idee einer Mädchen Volleyballmannschaft in Dachau entstanden. Angela Wilhelm und ihr Ehemann Andi Wilhelm hatten die Ursprungsidee der Mädchenmannschaft und baten Silke Andersson um Mithilfe: "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal Jugendtrainerin werde, aber da wollte ich mitmachen", erinnert sich Andersson. So entstand die erste Volleyballmannschaft für Mädchen beim ASV Dachau. Seitdem hat sich die Mannschaft zur Erfolgsgeschichte entwickelt: Mehr als 60 Mädchen, zwischen sechs und 18 Jahren, trainieren inzwischen in verschiedenen Altersgruppen rund vier Mal die Woche und erzielen dabei Ergebnisse, die sich sehen lassen können.

Besonders stolz sei man auf den ersten Platz der U12-Mannschaft bei der bayerischen Meisterschaft. "Weiter geht es gar nicht", betont Wilhelm, da in dieser Altersklasse noch keine deutschen Meisterschaften existieren. Außerdem sei man Vizemeister bei der bayerischen Meisterschaft der U13-Mannschaft - und jetzt auch noch Gewinner des Jugendpreis 2023.

Wilhelm und Andersson geht es aber nicht nur um sportliche Erfolge, es geht ihnen auch um Spaß, Freude und Austausch. Regelmäßig organisieren sie deshalb Beachvolleyball-Camps für Mädchen - und Jungs. Das soll die Gemeinschaft und den Zusammenhalt fördern: "Man kommt als Team auf dem Platz klar, auch wenn man in der Schule vielleicht nicht befreundet ist."

Deshalb sei die Förderung der Gemeinschaft, so Andersson, neben der Begeisterung für den Sport, ein extrem wichtiges Anliegen ihrer Arbeit. Lernen wie man sich in einer Gruppe zurechtfindet, dafür sei der Sport da. Ganz nebenbei sei die ASV-Mädchen-Volleyballmannschaft auch "führend im Anfeuern", denn bei der Mädchenmannschaft in Dachau begleitet man sich regelmäßig gegenseitig auf Turniere und feuert von der Seitenlinie an, auch wenn man dieses Mal vielleicht nicht auf dem Platz steht. Dabei sein ist schließlich alles.

Genau diese Mischung aus den sportlichen Erfolgen der Sportlerinnen, dem Teamgeist und Einsatz der Trainer für Mädchensport war es schließlich, die die Jugendrat-Jury überzeugte, wie auch Jugendrat Kittelberger betont. Aus diesem Grund habe man sich mehrheitlich für die Mädchen-Volleyballmannschaft des ASV Dachau als erste Preisträgerinnen entschieden: "In der öffentlichen Wahrnehmung konzentriert man sich häufig auf männliche Sportarten. Die Volleyballmannschaft macht auch Mädchen im Sport sichtbar."

Zusätzlich nominiert waren dieses Jahr der Arbeitskreis Sonne für Kinder des Josef-Effner-Gymnasium Dachau, der Freiraum e.V., die Kampfsportabteilung des TSV Dachau und die Arbeitsgruppe des Jugendpreises.

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