Süddeutsche Zeitung

Badeverbote im Landkreis Dachau:Gefährliche Gewässer

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Zwei Badeseen im Landkreis Dachau, der Ebertshausener Weiher und Bergkirchener See, sind derzeit gesperrt. Dort wuchern giftige Blaualgen, die für Hunde sogar zum Tod führen können. Das Wasserwirtschaftsamt hat eine Vermutung, was die Bakterien gedeihen lässt.

Von Alexandra Vettori, Bergkirchen/Odelzhausen

Die Blaualgen sind kein neues Problem im Ebertshausener Weiher. Seit Jahren sorgen sie in den Sommermonaten für Badeverbote in dem kleinen Baggersee neben der Autobahn. Das diesjährige Verbot gilt bereits seit zwei Wochen. Bei den regelmäßigen Beprobungen der Badegewässer im Landkreis hatte das Dachauer Gesundheitsamt auch heuer wieder eine so hohe Blaualgen-Konzentration festgestellt, so dass eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann. Erstmals betroffen ist auch der Bergkirchener See, auch dort gilt ein Verbot.

Im Ebertshausener Weiher nahe des gleichnamigen Odelzhausener Ortsteils hat man schon Toxine der Blaualgen gefunden. Genau genommen ist der Begriff Alge irreführend, handelt es sich doch um Cyanobakterien, die Photosynthese betreiben. Das Problem: Nehmen sie überhand, setzen sie Gifte frei. Einige davon reizen die Haut, andere produzieren ein Lebergift, das etwa bei Hunden auch tödlich sein kann. Für Menschen gilt das eher nicht, allerdings kann es nach dem Verschlucken von Seewasser zu Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Atemwegserkrankungen und allergischen Reaktionen kommen.

Der Bergkirchener See ist erst vor zwei Jahren ausgebaggert worden

Am Bergkirchner See ist die Lage zwar nicht so schlimm wie im Ebertshausener See, Toxine wurden noch keine gefunden, doch vorsorglich hat sich das Landratsamt auch hier zur Sperrung entschlossen. Bergkirchens Bürgermeister Robert Axtner (CSU) erzählt, dass er kurz die Welt nicht mehr verstanden habe, als die Nachricht aus dem Amt kam. "Wir haben da wirklich viel Geld investiert", sagt er und meint damit die Entschlammungsaktion im Sommer 2020. Sieben Tage lang pumpte ein Saugroboter rund 700 Kubikmeter Schlamm aus dem See. Danach freute man sich über eine erheblich bessere Wasserqualität. Dass man es jetzt mit Blaualgen zu tun hat, hat alle überrascht, dem Bergkirchener Bürgermeister aber zuletzt immerhin einen Fernsehauftritt in der Sendung "Quer" des Bayerischen Rundfunks beschert.

Um mögliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Blaualgenwachstums zu erörtern, trafen sich am vergangenen Freitag Vertreter der Gemeinden, des Dachauer Gesundheitsamtes und des Wasserwirtschaftsamtes München. Für Christian Leeb, den Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, das auch für den Landkreis Dachau zuständig ist, ist die Frage nach der Ursache relativ eindeutig zu beantworten. Blaualgen wachsen da besonders, wo viel Licht ist, warmes Wasser und viele Nährstoffe. Im Vorab-Gespräch mit der SZ Dachau sagt er zwar ein, dass die schon im Frühsommer über 30 Grad steigenden Temperaturen eine Rolle beim starken Algenwachstum spielen. Tatsächlich sei aber der Stickstoffeintrag, also Düngemittel, noch viel bedeutsamer.

Beide Seen werden von Grundwasser gespeist

Beide Baggerseen werden von Grundwasser gespeist, da dürfe es als wahrscheinlich gelten, sagt Leeb, dass der Haupteintrag von unten kommt, also vom Grundwasser. Und für den Stickstoff im Grundwasser ist in erster Linie die Landwirtschaft verantwortlich, neben Kläranlagen. Zwar steigt wegen des motorisierten Verkehrs auch die Stickstoffbelastung in der Luft, doch wäre das der Hauptgrund, müsste das Blaualgenwachstum in mehr Seen ein Problem sein. Blaualgen kämen zwar immer wieder vor, sagt Christian Leeb, eine Häufung aber kann er nicht feststellen.

Möglichkeiten, Blaualgen zu bekämpfen, gibt es laut Leeb durchaus, doch die sind aufwendig: "Man kann versuchen, den Stickstoffeintrag zu verringern und man kann Sauerstoff in das Gewässer einbringen, mit einer Pumpe oder einer Art Springbrunnen", sagt er. Auch Roderich Zauscher, der Vorsitzende des Bundes Naturschutz im Landkreis Dachau, weiß von solar-betriebenen Luftpumpen für Seen. Neben einer Reduzierung des Stickstoffeintrags hat er noch einen weiteren Vorschlag: "Es könnte auch am falschen Fischbesatz liegen. Zu viele Raubfische, wie sie den Wünschen der Fischer entsprechen, und zu wenig Weißfische, die Algen fressen."

Vom Abpumpen des warmen Oberflächenwassers mittels eines Turmes jedenfalls ist wohl eher abzuraten. Im Quer-Beitrag über die Blaualgenplage, in dem der Bergkirchener See vorkam, war auch der See an der Talsperre Bautzen zu sehen, wo man vor Jahren einen solchen Entwässerungsturm errichtet hat. Aktuell gilt dort, wie in den Vorjahren, wieder ein Badeverbot wegen Blaualgen. Am Nährstoffeintrag hat man auch dort nichts geändert.

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