Süddeutsche Zeitung

Anschlag auf Hunde:Köder mit Nieten

Lesezeit: 2 min

Unbekannter versucht Hunden in Haimhausen zu schaden. Mischling Ida ist seinem Anschlag mit Metallteilen nur knapp entgangen. Tierarzt Albert Hellmeier ist fassungslos

Von Jana Rick, Haimhausen

Ein Hundehasser scheint in Haimhausen unterwegs zu sein. Fast hätte der Unbekannte einen sieben Monate alten Mischling getötet. Am Volksfestplatz hatte der Täter Katzenfutter ausgelegt, in dem etwa 20 Metallteile versteckt waren. Für die kleine Ida wären die etwa 4,5 Zentimeter langen Nieten fast zum Verhängnis geworden. Bei ihrem täglichen Morgenspaziergang erschnüffelte die Hündin die Fleischköder sofort und stürzte darauf zu. Noch bevor Kamilla Otwinowski sie davon abhalten konnte, hatte sie die ersten gefressen. "Ich habe etwas metallisch glänzen sehen", erzählt die aufgeregte Hundebesitzerin. Daraufhin durchwühlte sie das Futter und entdeckte die Nieten. "Ich war total schockiert", sagt die Haimhausenerin. Schnell packte sie das restliche Katzenfutter in ihre Manteltasche und brachte den Hund in die nächste Tierarztpraxis.

Veterinär Albert Hellmeier erkannte die Gefahr sofort und injizierte dem Hund ein übelkeitsauslösendes Medikament, damit das Tier die Metallteile ausspucken sollte. "Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gesehen. Von Ködern solcher Art habe ich schon gehört, aber ich habe es meistens auf die leichte Fantasie der Hundebesitzer geschoben", sagt Hellmeier. "Einfach unglaublich." Arzt und Hundehalterin sind noch immer fassungslos. "Bis jetzt habe ich mich hier immer sicher gefühlt", sagt Otwinowski. "Mit so was hätte ich nicht gerechnet." Erst vor einem Jahr ist sie nach Haimhausen gezogen, vorher wohnte sie in München. "Im Olympiapark, da hätte mich so ein Anschlag nicht gewundert. Aber doch nicht hier im ländlichen Gebiet!"

In anderen Landkreisen, Starnberg und Fürstenfeldbruck etwa, ist es schon öfter vorgekommen, dass Hunde vergiftet wurden oder Rasierklingen beziehungsweise Reißzwecke in Ködern gefunden wurden. Im Landkreis Dachau hat man zwar schon einmal einen Fall in Odelzhausen gehabt, bei dem ein Hund vergiftet wurde. Es konnte jedoch nie nachgewiesen werden, dass es sich um die Tat eines Hundehassers handelte. Man hegt den Verdacht, dass es ein Unfall war. Damals legten Unbekannte präparierte Leberwurststücke und Fleischwurstpflanzerl am Eingang zum Sportgelände aus. Diese waren mit einem Gift zur Rattenbekämpfung versetzt. Doch die Wurststücke waren womöglich eher gegen Ratten gerichtet. Das war im Juni 2012. Vor zwei Jahren ging dann im Dachauer Tierheim eine Warnung ein, dass im Amperwald vermutlich Giftköder ausgelegt wurden, angeblich starb sogar ein Hund daran. Nachgewiesen werden konnte jedoch nichts. In Haimhausen sieht die Sache jetzt anders aus. "Das ist Absicht gewesen. Das Futter wurde so ausgelegt, dass es jedes Tier sofort frisst. Egal ob Katze, Hund oder Igel", sagt Tierarzt Albert Hellmeier. Hundebesitzerin Kamilla Otwinowski überlegt trotz der großen Gefahr, der ihr Hund ausgesetzt war, ob sie Anzeige erstatten wird. Die Nachbarn, die ebenfalls Hunde haben, hat die 23-Jährige aber vor dem Täter gewarnt. Die Polizei ermittelt allerdings erst, wenn eine Anzeige vorliegt oder wenn sich die präparierten Köder häufen. Bislang handelt es sich für die Beamten um einen Einzelfall. Klar ist aber auch, dass es eine "Straftat nach dem Tierschutzgesetz" ist, schließlich sollen absichtlich Tiere verletzt werden, erklärt der Dachauer Polizeisprecher Björn Scheid.

Für Otwinowski steht nach diesem Vorfall aber fest: Zum Gassi gehen fährt sie künftig woanders hin. Am Volksfestplatz oder am Schloss ist es der Haimhausenerin jetzt zu riskant.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2017
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