Süddeutsche Zeitung

Abfallwirtschaft:Biomülltransport nach Augsburg

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Der Landkreis Dachau überlegt, mit der Abfallverwertung Augsburg eine Kooperation einzugehen. Verdienen lässt sich daran nichts, aber es gäbe andere Vorteile.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Entsorgungssicherheit und Ortsnähe, so lauten die Zauberworte, die den Landkreis Dachau dazu bewogen haben, eine Kooperation mit der Abfallverwertung Augsburg (AVA) in Betracht zu ziehen. Noch ist zwar nicht final geklärt, ob der Biomüll aus dem Dachauer Land in Zukunft tatsächlich in Augsburg entsorgt werden wird. Aber nach einem Bericht des AVA-Vorstandsvorsitzenden Dirk Matthies und seinem kaufmännischen Leiter Ulrich Straub in der jüngsten Sitzung des Umwelt-, Verkehrs- und Kreisausschuss haben die Dachauer Kreisrätinnen und Kreisräte zumindest Interesse signalisiert, weitere Gespräche zu führen, "mit dem Ziel belastbare Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten". Denn bei allen Vorteilen, die man sich von dem Vorhaben verspricht: Was all das kosten würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar.

Doch warum muss der Müll überhaupt über die Landkreisgrenzen hinausgefahren werden? Derzeit wird er in einer Anlage in Eitting bei Erding entsorgt. Laut Verwaltung fehlen zum einen im Landkreisgebiet geeignete Grundstücke für eine eigene Entsorgungsanlage, zum anderen erhofft man sich durch interkommunale Zusammenarbeit Synergieeffekte. Immerhin wollen sich auch die Landkreise Fürstenfeldbruck und Starnberg beteiligen. Und durch das Gemeinsame Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA) mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck habe man ja bereits gute Erfahrungen mit interkommunaler Zusammenarbeit gemacht, meint die Verwaltung.

Die AVA ist ein öffentlich-rechtlicher Entsorgungsträger und betreibt im Nordosten von Augsburg für das Verbandsgebiet des Abfallzweckverbands Augsburg (AZV) und als überregionaler Entsorger für fünf weitere Gebietskörperschaften bereits jetzt ein Abfallheizkraftwerk sowie eine Bioabfallvergärungsanlage, knapp 100 000 Tonnen an Bioabfällen und Grüngut werden dort jährlich zu Fertigkompost, Flüssigdünger und Biogas verarbeitet. Die AVA plant nun die Errichtung einer zweiten Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft mit einer Kapazität von nochmals 60 000 Tonnen pro Jahr. Die Inbetriebnahme könnte bereits im Laufe des Jahres 2025 erfolgen, der Landkreis Dachau hätte dann die Möglichkeit, dort seinen Biomüll loszuwerden. Denn klar ist: Irgendwo muss er hin.

Als Modell für eine zukünftige Zusammenarbeit favorisiert die AVA "den Zusammenschluss aller Interessenten in einem gemeinsamen Kommunalunternehmen" (gKU). In der Folge würde die AVA - als Verpächter der Bioabfallvergärungsanlage - von der Betriebsführung bis zur Abnahme des entstehenden Rohgases alle Aufgaben übernehmen. Satzungs- und Gebührenhoheit würden bei den Trägern verbleiben, sprich unter anderem beim Landkreis.

Anders als von Grünen-Kreisrat Arthur Stein erhofft, lässt sich für den Landkreis an diesem Modell zwar kein Geld verdienen, doch der kaufmännische Leiter der AVA Ulrich Straub warb mit "langfristiger Entsorgungssicherheit" und einer "ökologisch hochwertigen Verwertung", was schließlich alle Kreisrätinnen und Kreisräte überzeugte, die Pläne für die Zusammenarbeit weiter zu verfolgen. Wenn klar ist, was die Kooperation den Landkreis kosten würde, sollen die Pläne dem Gremium noch einmal vorgestellt werden.

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