Süddeutsche Zeitung

Tillu-Coffee:Äthiopisch frühstücken in der Maxvorstadt

Lesezeit: 3 min

Spicy Kaiserschmarrn und äthiopische Kaffeezeremonie: Mit dem Tillu-Coffee in der Augustenstraße hat Inhaberin Meseret Moges ein Reisebüro in ein Café gegen Fernweh verwandelt.

Von Anne Eberhard

Einst bekamen Kunden in der Augustenstraße 106 Fernweh - heute können sie die Sehnsucht etwas mildern: Wo früher ausschließlich Reisen verkauft wurden, bietet das Café Tillu nun einen Kurzurlaub in Äthiopien, zumindest kulinarisch. Schon durch die großen Schaufenster des kleinen Cafés in der Maxvorstadt sehen die Gäste Wände, an denen Kunstwerke aus Äthiopien, Uganda, Ghana und Westafrika hängen.

Mittendrin steht Inhaberin Meseret Moges hinter einer Vitrine voller selbstgebackenem Karottenkuchen, Blaubeermuffins und Granatapfel-Spinat-Teigtaschen namens "Sambusa".

Zu günstigen Preisen serviert Moges zudem hausgemachtes Frühstück. Es reicht vom äthiopischen "Spicy Kaiserschmarrn" über deutsche bis hin zu internationalen Klassikern.

Vor der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift "Reisebüro und Café". Bis Anfang des Jahres befand sich hinter den großen Fenstern in der Nähe des Josephsplatzes tatsächlich ein Reisebüro. Doch Pandemie und Online-Buchungen haben Inhaberin Moges umdenken lassen. Reisen vermittelt sie auf Nachfrage zwar immer noch, seit Mai steht Moges aber auch jeden Tag in der Küche, kocht und verkauft Kaffee. Ihre Gäste befördert sie nun meist gastronomisch in andere Länder.

Meseret Moges kommt selbst aus Äthiopien, "aus dem Kaffeeland", wie sie sagt. Deshalb stammt der Kaffee, den sie hier zubereitet, natürlich von dort. Die Röstung gibt sie selbst in Auftrag und verkauft ihr eigenes Label "Tillu" im Café. Wie Kaffee in Äthiopien zelebriert wird, können Interessierte bei einer Kaffeezeremonie erleben.

In drei Gängen wird das frisch zubereitete Getränk verkostet, dazu gibt es salziges Popcorn und Weihrauch wird am Tisch entzündet. Gäste können die Zeremonie einige Tage im Voraus im Café buchen.

Was gibt es und was kostet es?

Als äthiopisches Frühstück, das auf einer Tafel am Tresen angeboten wird, serviert Moges "Checebsa", eine Art "Spicy Kaiserschmarrn" (6,90 Euro). Das Gericht wird mit Teffmehl zubereitet, einem Mehl aus Hirse, das in Europa als Superfood gilt. Da es glutenfrei ist, wurde es in den vergangenen Jahren in Europa immer bekannter. In Äthiopien wird es jedoch seit jeher verwendet. Gewürzt wird "Checebsa" mit dem in der afrikanischen Küche beliebten "Berbere". Es verleiht dem Gericht seinen herzhaft-würzigen Charakter und hinterlässt im Abgang eine angenehme Schärfe. Den "Kaiserschmarrn" serviert Moges mit Joghurt und Honig, die milde Süße rundet das Frühstück perfekt ab.

Im Tillu-Coffee stehen neben äthiopischen aber auch deutsche und internationale Klassiker auf der Frühstückskarte. So gibt es zum Beispiel Pancakes mit Ahornsirup, Früchten oder Nutella (8,50 Euro), Overnight Oats mit Früchten der Saison (4,90 Euro), belegtes Baguette (5,90 Euro) oder Pain au Chocolat (3,20 Euro). Beim Frühstücksmenü "Maxvorstadt" (9,50 Euro) bekommen die Gäste frisches Schwarzbrot mit Butter, Frischkäse, Schinken und Salami sowie ein gekochtes Ei serviert. Vegan hingegen ist das Menü "Abessinia" (10,50 Euro), bei dem das Schwarzbrot mit hausgemachtem Humus, Guacamole, Paprika- und Auberginenaufstrich angeboten wird. Der Name "Abessinia" prangt auch auf dem Relief einer Weltkarte an der Wand. Er steht für das Kaiserreich Abessinien, das bis 1974 auf dem Gebiet des heutigen Äthiopien und Eritrea bestand.

Die Getränkekarte bietet eine Auswahl an klassischen Kaffeegetränken mit normaler oder veganer Milch sowie verschiedene Teesorten. So gibt es zum Beispiel Cappuccino (3,40 Euro), Latte Macchiato (3,90 Euro), Rooibos-Thymian-Ingwer-Tee (3,90 Euro) oder frischen Minztee (4,00 Euro). Außerdem bietet Moges frisch gepressten Karotten- oder Orangensaft (4,80 Euro) und verschiedene Schorlen (3,50 Euro) an.

Wen trifft man dort?

So vielfältig wie die Speisen scheinen auch die Gäste des Cafés zu sein. Ein junger Mann sitzt in einer Ecke und liest ein Buch, ein älteres Ehepaar kommt mittags auf eine Suppe und ein Stück Kuchen vorbei. Zwei Touristen trinken an der Bar einen Espresso und fachsimpeln mit Meseret Moges über die Röstung des Kaffees. Jedes Mal kommt Moges an den Tisch, beugt sich zu ihren Gästen hinunter und fragt, ob alles in Ordnung ist.

Viele Passanten winken durch die großen Fenster, Moges grüßt zurück. Ein Nachbar steckt den Kopf in die Tür: "Du hast mich vorhin gar nicht gesehen, da wollte ich noch mal Hallo sagen." Auf einen Kaffee kommt er dann ein anderes Mal wieder.

Tillu-Coffee , Augustenstraße 106, 80798 München, Öffnungszeiten: täglich 9 bis 19 Uhr, Frühstück gibt es unter der Woche bis 11 Uhr, am Wochenende bis 14 Uhr.

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