Süddeutsche Zeitung

Burschenschaft Cimbria:Gedenken mit rechter Gesinnung

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Die Münchner Burschenschaft Cimbria steht an der Spitze einer Strömung im studentischen Verbindungswesen, von der Kritiker sagen, sie bilde neue Vordenker des Rechtsextremismus aus. Nun will sie an der offiziellen Feier zum Volkstrauertag teilnehmen. Das Innenministerium prüft noch.

Von Sebastian Krass

Es ist im Moment einiges los bei den Mitgliedern der Münchner Burschenschaft Cimbria. Am vergangenen Wochenende waren sie Gastgeber für ein dreitägiges Seminar der politisch rechts außen stehenden Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG). Und am kommenden Wochenende geht es gleich weiter. Am Samstag findet im Haus der Cimbria, gelegen in der Cuvilliésstraße in Bogenhausen, ein weiteres Seminar statt, diesmal im Namen des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB), den inzwischen mehr als 30 Mitgliedsbünde verlassen haben, weil er ihnen unter dem Einfluss der BG politisch zu radikal wird.

Und am Sonntag dann, so steht es im Terminkalender auf der Homepage der Cimbria, wollen die Burschenschafter an der offiziellen Münchner Gedenkfeier zum Volkstrauertag teilnehmen. Hauptprogrammpunkt der Veranstaltung am 17. November ist die Gedenkrede von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), im Anschluss ist eine Kranzniederlegung im Hofgarten vorgesehen.

Vor zwei Jahren hatte es um die Veranstaltung ziemlichen Wirbel gegeben. Auch damals hielt Innenminister Herrmann die Rede. Im Publikum waren einige Personen, die er im Nachhinein lieber nicht dabei gehabt hätte: etwa Burschenschafter von der Münchner Danubia, deren Aktivitas, also die noch studierenden Mitglieder, der bayerische Verfassungsschutz als rechtsextremistische Organisation einstuft. Die mit der Danubia befreundete Cimbria hatte die Veranstaltung zum Volkstrauertag damals auf ihrer Homepage als "Heldengedenken" angekündigt - und bediente sich damit nationalsozialistischer Diktion.

Auch Mitglieder der umstrittenen Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger waren dabei. Es ist eine Vereinigung, zu der die Bundeswehr keinen Kontakt mehr unterhalten darf. Das hatte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) 1999 verfügt, weil die Mitglieder der Ordensgemeinschaft teils dem Rechtsradikalismus nahestünden, wie er erklärte. Die Ordensleute legten bei der Gedenkfeier vor zwei Jahren im Hofgarten einen Kranz nieder mit einer Schleife in Schwarz-Weiß-Rot, den auch von den Nationalsozialisten verwendeten Kaiserfarben.

Nach der Veranstaltung gab Herrmann sich damals empört: Es sei "unzumutbar und völlig inakzeptabel", schimpfte er, wenn bei der Feier "Leute anwesend sind, die nicht zweifelsfrei auf dem Boden der Demokratie stehen". Es sei auch "bedauerlich", dass "keiner" die Präsenz von "Gruppen mit politisch fragwürdigem Hintergrund erkannt" habe.

Anfrage lässt die Cimbria unbeantwortet

Veranstalter der Gedenkfeier ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der sich im Auftrag der Bundesregierung um das Andenken der deutschen Kriegstoten kümmert. Der Volksbund hat auch diesmal wieder eine Einladungsliste zusammengestellt. Die Danubia stehe nicht mehr drauf, sagt Gerd Krause, Geschäftsführer des Volksbundes in Bayern. Die Cimbria hingegen sei eingeladen, und auch die Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger. "Aber wir haben die Liste dem Innenministerium zur Prüfung übergeben. Die werden uns dann sagen, was richtig ist und was nicht."

Die Cimbria war bisher eine Burschenschaft, die öffentlich wenig in Erscheinung trat. Nun aber hat sie den Vorsitz der BG inne, zu der die Danubia ebenso gehört wie die Germania aus Hamburg, die im Frühjahr ein von völkischem Denken geprägtes Positionspapier verfasste. Die Cimbria steht damit also an der Spitze einer Strömung im studentischen Verbindungswesen, von der Kritiker sagen, sie bilde neue Vordenker des Rechtsextremismus aus. Eine Anfrage zur geplanten Teilnahme an der Gedenkfeier zum diesjährigen Volkstrauertag lässt die Cimbria unbeantwortet.

Auch die Danubia hat den Volkstrauertag in ihrem Semesterkalender vermerkt, allerdings ohne Hinweis auf eine konkrete Veranstaltung. Es ist denkbar, dass die Mitglieder dieser Burschenschaft die Kranzniederlegung vom öffentlich zugänglichen Bereich aus verfolgen, eventuell mit anderen Bünden, die tags zuvor beim Seminar im Cimbria-Haus dabei waren. Auch die Danubia lässt eine Anfrage zu ihren Plänen für den Volkstrauertag unbeantwortet.

Und was hält das Innenministerium von den Einladungen an die Cimbria und die Ordensgemeinschaft? Der Verfassungsschutz prüfe die Angelegenheit noch, erklärt ein Sprecher. Von Minister Herrmann selbst war keine Stellungnahme zu erhalten.

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Quelle:
SZ vom 11.11.2013
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