Süddeutsche Zeitung

Berg am Laim:Der Traum vom eigenen Ufer

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Bei der Bürgerversammlung Berg am Laim wird die Hoffnung auf die Öffnung des Hachinger Baches beerdigt

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Da sprudelt nichts: Noch immer fließt der Hachinger Bach durch Berg am Laim in unterirdischen Rohren. Offenbar haben die Bürger alle Hoffnung verloren, dass es Wirklichkeit werden könnte, das Gewässer ans Tageslicht zu bringen. Bei der Bürgerversammlung in Berg am Laim am Donnerstag im Michaeli-Gymnasium blieben die Anträge dafür jedenfalls aus. Stattdessen gab es eine Überraschung: Das seit zwei Jahrzehnten verfolgte Projekt sei doch offensichtlich völlig unrealistisch, erklärte Thomas Siedhoff; die Stadt werde die drei Grundstücke, die sie dafür noch braucht, nicht bekommen. Und wenn, dann gestalte sich die Unterquerung der Kreillerstraße so aufwendig, dass der Traum vom Bach scheitern wird. Er schlug also vor, stattdessen das im Michaeli-Anger bereits vorbereitete Trockenbett zuzuschütten und die Flächen schön zu gestalten. Doch Daniela Schaufuß vom Baureferat versicherte, die Pläne seien fertig, die Gespräche mit den Eigentümern stimmten zuversichtlich, die Querung sei machbar und dank der Zuschüsse vom Freistaat auch bezahlbar. Siedhoff ließ sich überzeugen - und zog den Antrag zurück.

Die von SPD-Stadtrat Hans Dieter Kaplan geleitete Versammlung war mit fast 200 Bürgern besser besucht als in den Vorjahren. Doch trotz der dynamischen Entwicklung Berg am Laims, das laut dem Bezirksausschussvorsitzenden Robert Kulzer (SPD) auf die 50 000-Einwohner-Marke zusteuert, plagen die Bürger offenbar keine größeren Probleme. Zu den wenigen Aufregern zählt allerdings die Großbaustelle zur Erweiterung der Berg-am-Laim-Schule, für die Fuß- und Radweg vor der Schule gesperrt wurden. Dort will die Stadt jetzt mit besserer Beschilderung der Umleitung und Tempo 30 nachbessern, so Kulzer. Gabriele Herrmann fand das unlogisch: Wer das Tempo reduziert, rechnet offenbar mit Fußgängern auf der Fahrbahn - da wäre es doch besser, dort gleich eine sichere Einhausung zu bauen. Eine Vertreterin des Baureferates erklärte jedoch, gefährlich wären dann die Stellen, an denen die großen Laster diese Fußgängerfurt kreuzen - zu riskant für Schulkinder. Auch Herrmann stellte daraufhin ihren Vorschlag nicht zur Abstimmung.

Auch nur als Anfrage gedacht war Margarete Burgers Hinweis auf den verlotterten Zustand der früheren Landwirtschaftsschule an der Berg-am-Laim-Straße 38, die der Landkreis München als Eigentümer seit einigen Jahren leerstehen lässt. Dort hausen die Ratten, erklärte Burger und schlug vor, eine Förderschule aus dem Gebäude zu machen. Udo Renke vom Planungsreferat versprach, sich beim Kreis nach der Immobilie zu erkundigen.

Ein echter Antrag, dem auch die versammelte Bürgerschaft zustimmte, war der von Stefan Hofmair nach möglichst raschem Glasfaserausbau für schnelles Internet im ganzen Viertel. Hofmaier, der dazu bereits eine Bürgerinitiative gegründet hat, erklärte, DSL sei 200-fach überbucht, alle neun Monate verdoppele sich derzeit der Breitbandbedarf. Die Stadtwerke wollten zwar einen Teil Berg am Laims bis 2018 besser versorgen, doch östlich der St.-Veit-Straße soll laut der aktuellen Pläne anstelle der Datenautobahn bis 2023 der "Datenfeldweg" bestehen bleiben.

Die übrigen 13 Redner wünschten sich punktuelle Verkehrsverbesserungen, Beleuchtung im Maikäferpark und im Erdinger Park, mehr Abfalleimer vor dem Behrpark und vor allem Kontrollen der Leinenpflicht für große, einschüchternde Hunde in den Grünanlagen Berg am Laims.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2016
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