Süddeutsche Zeitung

Berg am Laim:Betten im Überfluss

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Aktuell liegt dem Bezirksausschuss Berg am Laim ein Dutzend Hotelprojekte vor

Von Julian raff, Berg am Laim

Bezahlbare Wohnungen fehlen hier, wie überall in der Stadt. Umso ärgerlicher findet BA-Chef Robert Kulzer (SPD), dass mit immer mehr Hotels und Kurzzeit-Unterkünften am Bedarf vorbei geplant wird. Mit parteiübergreifender Unterstützung des Bezirksausschusses (BA) will Kulzer die Lokalbaukommission (LBK) und andere städtische Behörden nun auf eine Schieflage aufmerksam machen, die er bereits in der Bürgerversammlung kritisiert hatte. In Kürze dürfte es demnach in Berg am Laim rund 5000 Hotelbetten geben - eines auf jeden zehnten Stadtteilbewohner und damit deutlich zu viel für ein Wohnviertel ohne touristische Anziehungspunkte. Mit der Umplanung eines aus BA-Sicht zu groß geratenen Gebäuderiegels an der Heinrich-Wieland-Straße zum "Boardinghouse" und mit einem Vorhaben an der Streitfeldstraße liegt dem BA mittlerweile insgesamt ein Dutzend Hotelprojekte vor. Neben der Verschwendung von Baugrund drohe damit auch ein Übermaß an Pkw- und Reisebusverkehr. Der an der Heinrich-Wieland-/ Nähe St.-Veit-Straße geplante Apartment-Komplex erschien dem BA bereits in einer ersten, in puncto Nutzung noch unspezifischen Bauvoranfrage überdimensioniert, da reihum Einfamilienhäuser das Bild prägen. Das nun geplante "Boardinghouse", also eine Herberge für Arbeitskräfte, die für einige Wochen oder Monate in München zu tun haben, lehnt der BA geschlossen ab. Gleiches gilt für die fast das gesamte Grundstück nutzenden Abmessungen, mit denen sich nur Sebastian Zajonz (FDP) anfreunden könnte. Den Umbau eines bestehenden Gebäudes an der Streitfeldstraße 17 bis 19 zum Hotel, samt rückwärtiger Erweiterung, weist der BA ebenfalls zurück, da somit die Wohnnutzung aus dem Umfeld der Gewerbegebiete an der Neumarkter Straße noch weiter verdrängt wird. Zudem eignet sich die schmale Straße kaum für Anlieferverkehr und Reisebusse.

Eine Genehmigung durch die LBK wird das "Nein" aus dem Stadtteil in beiden Fällen kaum verhindern können, daher der geplante grundsätzliche Einspruch. Dass sich der BA nicht gegen Nachverdichtung zu Wohnzwecken sperrt, belegt sein Einvernehmen zu einem Wohnblock mit 80 Einheiten, unmittelbar neben einem achtgeschossigen Hochhaus am Innsbrucker Ring/ Bereich Buchbacher Straße. "Luxusdiskussionen" um die Wohnqualität am Ring passten leider nicht in die Zeit, hieß es im Gremium, Einwände hat der BA lediglich gegen die in Duplex- und Dreifachgaragen zusammengequetschten Stellplätze, da eine derart umständlich zu nutzende Tiefgarage die umgebenden Straßen kaum entlasten könne.

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Quelle:
SZ vom 04.07.2017
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