Süddeutsche Zeitung

Bepflanzung von Dächern:Grüne Häuserschluchten

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Von Thomas Anlauf

Der Stadtplan soll einmal möglichst viele grüne Flecken haben: hellgrüne, grasgrüne, dunkelgrüne und blaugrüne Kleckse. Hinter den viereckigen Ortsmarken verbergen sich Hinweise auf Häuser, die begrünt sind, ob an den Fassaden oder auf den Dächern. Das "Begrünungsbüro" der Münchner Umweltorganisation Green City hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, einen Online-Stadtplan zu erstellen, auf dem möglichst alle begrünten Gebäude in München dargestellt sind. Das vom Umweltreferat geförderte Begrünungsbüro bittet dafür auch die Münchner Bevölkerung um ihre Mithilfe.

Eigentliches Ziel des vor zwei Jahren ins Leben gerufenen Begrünungsbüros ist es, private und gewerbliche Immobilienbesitzer dafür zu gewinnen, bei Neubauten oder Haussanierungen auch an eine Bepflanzung der Gebäude zu denken. Mit der neuen Online-Karte will Green City nicht nur einen Überblick über die Zahl der bereits begrünten Gebäude in der Stadt bieten, sondern auch Gebäudeeigentümer motivieren. Außerdem werden so Stadtviertel kenntlich gemacht, in denen es bislang kaum Grünpflanzungen an Häusern gibt. Wer begrünte Gebäude kennt, kann den Standort hier ohne Anmeldung eintragen, teilte Green City am Donnerstag mit.

Begrünte Fassaden für die Gesundheit

Die grünen Häuserschluchten oder auch Dächer sollen "nicht nur die Lebensqualität" erhöhen, indem sie Lärm schlucken, optisch beruhigen und die Luft reinigen, teilt Judith Fahrentholz von Green City mit. Das Potenzial dieser begrünten Flächen sei auch groß genug, "um München an zu erwartende Klimaänderungen wie Hitzetage und Starkregenereignisse" anzupassen. "Fassadenbegrünungen reduzieren die Aufheizung von Gebäuden und somit im Sommer die nächtliche Wärmerückstrahlung, welche gesundheitlich sehr belastend ist", sagt Wolfgang Heidenreich, Landschaftsarchitekt bei der Umweltorganisation.

Der in München zu erwartende starke Temperaturanstieg aufgrund des Klimawandels ist seit geraumer Zeit ein großes Thema im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU), aber auch im Planungsreferat. Derzeit erstellt der Deutsche Wetterdienst ein Klimamodell, wie sich der zu erwartende Temperaturanstieg auf die einzelnen Stadtteile auswirken könnte. Neben dem Erhalt von Frischluftschneisen ist auch die Fassaden- oder Dachbegrünung ein Teil der Maßnahmen, um das Klima in München erträglich zu halten.

Im August 2013 beschloss der Stadtrat deshalb, ein Begrünungsbüro von Green City finanziell zu fördern. 100 000 Euro werden dafür jährlich bereitgestellt. Die Förderung läuft Ende des Jahres aus, allerdings wird gerade in der Stadtverwaltung geprüft, die Förderung zu verlängern. "Eine Evaluierung läuft gerade", teilt RGU-Sprecherin Katrin Zettler mit. Das Begrünungsbüro unterstützt Münchner Immobilienbesitzer, aber auch Bewohner dabei, Häuser und Wände kostengünstig zu begrünen und berät über die verschiedenen Möglichkeiten einer finanziellen Förderung.

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Quelle:
SZ vom 29.05.2015
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