Süddeutsche Zeitung

Vorverkauf Opernfestspiele:Es hat sich ausgebibbert

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Die Zeit der eisigen, nächtlichen Appelle auf dem Marstallplatz ist passé: Die Staatsoper regelt die Vergabe der Anstehnummern für den Erstverkauf günstiger Festspielkarten nun ausschließlich selbst.

Von Jutta Czeguhn

Mit einer Mischung aus Be- und Verwunderung hatte man dieses rätselhafte Ritual auf dem Marstallplatz alljährlich Ende Januar beäugt: Menschen näherten sich einem dauerparkenden Wagen, durch das geöffnete Fenster an der Fahrerseite schienen sie der Person am Steuer irgendeine Parole durchzugeben. Dann verschwanden sie, nur um alle zwei Stunden wieder zu kommen. Eine ganze eisige Januarwoche lang. Selbst in tiefster Nacht, was man natürlich nicht selbst bezeugen kann. Aber Eingeweihte haben stolz davon berichtet. Angehörige jener Sekte Opern-Aficionados, die man überall auf der Welt trifft. Die für ihre Leidenschaft alles auf sich nehmen.

Das inoffizielle Nummernspiel wurde lange Jahre von der Staatsoper akzeptiert

Im winterlichen München waren dies - vor Corona - also diese Around-the-Clock-Appelle, um ja die Position auf einer Namensliste zu behalten. Eine niedrige Nummer, möglichst unter 200, mit der man dann am Erstverkaufstag für die günstigen Opernfestspielkarten ganz nach vorne in die Reihe treten konnte, quasi mit Erstzugriffsrecht auf die erschwinglichen Sitzplätze. Inoffiziell war dieses Nummernspiel, doch lief es lange Jahre irgendwie gewohnheitsrechtlich in Absprache mit der Staatsoper ab, die die Appellliste anerkannte und am Verkaufstag in eine offizielle umwandelte.

Diese Tradition scheint nun passé. Ob der allgemeinen Kultur-Krise geschuldet, oder weil die Organisatoren müde geworden sind, wer weiß. Jedenfalls kündigt die Website der Oper ein neues Prozedere für den Erstverkauf der Festspielkarten an: Der findet heuer am Samstag, 21. Jaunar, statt, und läuft wie immer ausschließlich über die Tageskasse am Marstallplatz und streng nach Wartenummern. Doch die werden, das ist neu, nicht wie in den Jahren zuvor am gleichen Morgen drüben im Freunde-Foyer des Nationaltheaters ausgegeben. Man muss sich um die Nummern im Vorfeld bemühen. Dazu braucht man aber nicht zu Rund-um-die Uhr-Appellen rennen oder am Erstverkaufstag schon ab 6 Uhr vor dem Foyer-Tor ausharren. Die Wartenummern werden von Dienstag, 17. Januar, 9.30 Uhr, an über die Staatsoper telefonisch, online ( Anleitung) und am Schalter vergeben. Pro Kunde/Kundin gibt es nur eine Nummer. Und es heißt schnell sein, denn diese wird nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt ..." ausgespielt.

Am Tag des Erstverkaufs kann man sich dann, wie bisher auch, nach der Höhe seiner Wartenummer ausrechnen, ab wann man sich zur Tür der Tageskasse begeben sollte, wo wahrscheinlich wieder ein sehr freundlicher Herr über den Einlass wacht. Wer sichergehen will, dass er rechtzeitig dort antanzt, kann sich die Wartezeit nebenan auf schöne Weise verkürzen: Von 8 Uhr an steht die Opernkantine allen offen, in die kommt man ja sonst zumindest offiziell nicht hinein. Und von 9 Uhr an gibt es im Freunde-Foyer künstlerische Programmpunkte und Infos zu den Festspielen aus erster Hand. Früher hat dort Intendant Nikolaus Bachler übrigens manchmal Brezen an die Wartenden verteilt.

Erstverkauf Festspielkarten, Sa., 21.01., 10 Uhr, Tageskasse, Marstallplatz 5, Vergabe der Wartenummern, von 17.1., 9.30 Uhr, über telefonisch unter 21 85 19 20, online www.staatsoper.de und am Schalter.

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