Süddeutsche Zeitung

Bar Unter Deck:Auf Tauchstation

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Hätte schief gehen können, ist es aber nicht: "Holy Home"-Chef Tobias Lintz hat mit dem "Unter Deck" eine Schiffsbar am Oberanger eröffnet. Das Konzept funktioniert, weil er auf eine schrille Meeres-Metaphorik verzichtet. Nur der einsame Pelikan im Eck irritiert.

Von Christian Mayer

Wenn man sich nicht gerade auf Sylt oder, noch besser, an der Bretagneküste befindet, dann kann die Sache mit der Schiffsbar ganz schön schief gehen. Meist überwiegt in solchen Lokalen eine überbordende Meeres-Metaphorik bei der Einrichtung, wobei sich die Gastronomen in der eigenen Takelage gerne mal verheddern. In der Bar "Unter Deck" haben die Betreiber zum Glück auf allzu schrille Effekte verzichtet - sie legen überhaupt Wert darauf, dass sich der langgezogene Raum allmählich entwickelt und nicht gleich komplett vollgerümpelt wird.

Stammgäste aus dem "Holy Home" in der Reichenbachstraße werden sich sicher auch im Ableger am Oberanger wohlfühlen. Barchef Tobias Lintz, 47, setzt in seinem schallgedämmten Schlauch auf den Charme der kreativen Entfaltung.

Auf originelle Weise zeigt sich das an der Wand im hinteren Gastraum, wo die Münchner Designerin Betty Mü das Motto der Bar auf ihre Weise interpretiert: In unterschiedlich großen Bilderrahmen laufen Filme von Meerjungfrauen, U-Booten, farbenprächtigen Quallen, leuchtenden Fischen und wellenumtosten Klippen - eine spezielle Beamertechnik an der Decke macht's möglich.

Die Gäste sitzen mit ihren Drinks auf der Empore oben am Fenster oder unten im Mannschaftsraum, wo sie die ständig wechselnden Unterwasserwelten in aller Ruhe genießen können. Später am Abend legt dann der DJ los, wobei man sich stilistisch noch nicht so festlegen will: Tobias Lintz ist ja ohnehin kein Bar-Ideologe, sondern ein eher entspannter Gastronom, wie man auch im Holy Home sehen kann.

Ein wenig merkwürdig wirkt nur der einsame Pelikan hinten im Eck - einerseits ein gutes Maskottchen für diesen Ort, andererseits auch ein Platzhalter, denn hier soll einmal eine Bühne für Live-Auftritte stehen. Im Sommer sollen die Gäste außerdem auf der Terrasse am Oberanger Platz nehmen können.

Alles klar also "Unter Deck"? Es sieht ganz so aus. Jetzt braucht diese sympathische Bar nur noch eine gute Strömung - und genügend Schiffsinsassen für lange Nächte.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2013
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