Süddeutsche Zeitung

Bar Awi:Das ist die neue Pop-Up-Bar in der Müllerstraße

Lesezeit: 2 min

Tagsüber gibt es im "Awi" Klamotten, nachts Alkohol.

Von Inga Rahmsdorf

Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.

Eine Lampe vor die Tür gehängt. Getränke auf den Tresen gestellt. Lautsprecherboxen angeschlossen. Fertig ist die Bar. Kein Schild hängt außen an dem Gebäude und keine Getränkekarte. Es gibt keine Internetseite.

Wer nicht weiß, dass im Glockenbachviertel, an der Müllerstraße 26, vor zwei Wochen eine neue Bar eröffnet hat, der erkennt sie nur, wenn er abends an die Fenster herantritt und in den spärlich beleuchteten Raum hineinblickt. An der Hausfassade ist noch der Schriftzug des ehemaligen Copyshops zu lesen, von dem die Bar ihren Namen übernommen hat.

Tagsüber wird in dem Laden Mode ausgestellt und verkauft. Abends wird der Raum in eine Pop-Up-Bar verwandelt, die auftaucht und wieder verschwindet. Lässig und unaufgeregt. Ein Konzept, das eigentlich gerade in München mit seinem überdrehten Immobilienmarkt naheliegend sein könnte. Und das es doch bisher viel zu selten gibt.

Bier und Panzerglas

Wenn man dann abends mit seinem Bier (0,33 Liter Astra drei Euro) am Tresen steht, erkennt man nicht nur die Spuren des Modeladens, zur Seite geräumte Koffer mit Kleidung und Schuhen. Die Barkeeper reichen die Drinks (Gin Tonic 8,50 Euro) auch durch eine dicke Panzerglasscheibe. Was keiner hippen Einrichtungsidee geschuldet ist, sondern eines der Überbleibsel der Bankfiliale ist, die vor dem Copyshop hier war. Im Keller steht noch der Tresor und zwischen den Bargästen trotzen schwere braune Holztresen und deckenhohe Schränke allen Veränderungen.

Aufgelegt wird vor allem Funk, Soul und Hip Hop. Die Musik läuft aber nur im Hintergrund, denn ein Club will das Awi nicht sein, wie Betreiber Klaus Gunschmann betont. Er ist bekannt im Münchner Nachtleben, vor 35 Jahren hat er als Türsteher im P1 begonnen, vor eineinhalb Jahren das Fox in der Türkenstraße eröffnet.

Im Awi soll alles locker und einfach sein, und bloß nicht schick. Kategorien, bei denen - natürlich - irgendwie der Vergleich zu Berlin gezogen wird, auch wenn er darin besteht, hervorzuheben, dass das Awi selbstverständlich nicht den Berlinstyle imitieren will, sondern einen ganz eigenen Charakter anstrebt. Was ihm tatsächlich auch gelungen ist.

Bisher öffnet das Awi immer mittwochs bis samstags, so zwischen 19 und 20 Uhr, je nachdem, wie schnell die Mode weg- und die Getränke hingeräumt sind. Es gebe aber Ideen, das Programm künftig auszuweiten, sagen die beiden Geschäftsführer Julian Mittelstädt und Stefan Losert.

Beim Awi sei schließlich alles auf Improvisation und Zeit ausgelegt. Auch der Vertrag läuft nur bis Ende Oktober diesen Jahres. Dann soll das Gebäude abgerissen werden. "Aber mal schauen, wie es weitergeht", sagt Betreiber Gunschmann. Abreißen gehe in München ja oft auch nicht schneller als bauen.

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Quelle:
SZ vom 22.01.2016
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