Süddeutsche Zeitung

Ausstellung "Undefined Spaces":Räume, die nicht greifbar sind

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Wie eine gelernte Architektin zur künstlerischen Fotografie fand: Natascha Küderli stellt in dem Atelier von Gabriele Koch "Undefined Spaces" aus.

Lisa Sonnabend

Am Anfang war eine Bootsfahrt. Natascha Küderli führt einen älteren Herr in den Keller und zeigt ihm eine ihrer Collagen: ineinander verschachtelte Motive vom Spreeufer. Ob er sich noch erinnern könne, will die 39-Jährige wissen. "War ich da wirklich dabei?", fragt der Mann. Für ihn hatte die Bootsfahrt offenbar wenig Gewicht, für die Münchnerin dagegen war sie die Initialzündung. Hier entspann die gelernte Architektin die Idee, Fotografie in Bewegung zu versetzen.

Küderli schneidet Fotos aus, reiht sie aneinander und setzt sie so zu neuen Wirklichkeiten zusammen. Es entstehen Räume, die nicht greifbar sind - am Spreeufer, aber auch auf einem Flughafen oder an Eisenbahngleisen. Das Ergebnis ist seit Donnerstagabend in dem Atelier/Galerie Gabriele Koch - neben der Sammlung Götz in der Oberföhringer Straße - zu sehen. "Undefined Spaces" heißt die Ausstellung.

Bei der Vernissage geht es überraschend eng zu, obwohl Oktoberfest ist und obwohl einer nicht erschienen ist, Gunther Sachs. Der Playboy und leidenschaftliche Kunstsammler war ein guter Freund von Küderlis verstorbenem Vater, einem wahren Schweizer Original. Sachs ist der Patenonkel der Künstlerin, besitzt drei Bilder von ihr und hat die Rahmung für die Ausstellung spendiert.

Gekommen sind an diesem Abend stattdessen Freiherr Detlev von Wagenheim und seine Frau Leslie, Prinzessin Ursula zu Hohenlohe und mehrere Kunstsammler. Sie begrüßen Küderli mit Küsschen, schauen die Werke genau an und lassen sich auffällig oft die Preisliste geben.

Die meisten Collagen sind in Berlin entstanden, da die Stadt so vielschichtig sei, wie Küderli findet. Demnächst will sie sich in China auf die Suche nach Motiven machen. München dagegen kommt in keinem Werk vor.

Dabei erstreckt sich direkt vor der Galerie die Oberföhringer Straße. Imposante Villen, Kieferorthopädie-Praxen reihen sich neben heruntergekommenen Gehwegen und dem legendären Punklokal "Kafe Kult". Kurz: Es gibt kaum einen Ort in der Stadt, der so wenig greifbar ist. Ein wahrer "Undefined Space".

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Quelle:
SZ vom 25.09.2010
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