Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Fantastische Himmelfahrt

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Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith hat in ihren Jacquard-Tapisserien eine Art Schöpfungsgeschichte dargestellt. Das Haus der Kunst zeigt ihre Arbeiten nun in einer umfassenden Schau.

Von Evelyn Vogel

Sie lässt die Erde aufbrechen. Reiht schneebedeckte Berggipfel wie eine Diamantkette zu Füßen eines weiblichen Wesens auf, das sich dem Himmel entgegen streckt. Dort, am Firmament, nähren sich Schmetterlinge, Vogelscharen streben ihm entgegen. Allenthalben funkelnde Sterne. Was für eine Himmelfahrt!

Die amerikanische Künstlerin Kiki Smith hat in ihren Jacquard-Tapisserien eine Art Schöpfungsgeschichte dargestellt. Weltenentwürfe, in denen sich allerhand Tiere tummeln, wo Berge, Flüsse, Erde und Meere zu sehen sind, und Eva und Adam den Beginn der Menschheit verkörpern. Ihre Serie geht zurück auf den "Zyklus zur Apokalypse", Tapisserien, die Herzog Ludwig I. von Anjou zwischen 1377 und 1382 für seine Residenz in Angers fertigen ließ und die Kiki Smith während ihrer ersten Europareise kennenlernte.

Nun ist ihre zwölfteilige Tapisserie-Serie in der Ausstellung "Procession" im Haus der Kunst zu sehen. Dazu eine Vielzahl von Skulpturen, Objekten und Papierarbeiten, die philosophisch-spirituell inspiriert sind und in ihrer Ausführung ebenso kraftvoll wie zart und filigran wirken. Dabei immer auch geprägt von feministischen Vorstellungen und Haltungen. Denn Kiki Smith thematisiert immer wieder die Kraft der Natur, insbesondere des weiblichen Körpers.

Kiki Smith wurde 1954 in Nürnberg geboren, als ihre Mutter, eine Opernsängerin, dort ein Engagement hatte. Ihr Vater ist der Bildhauer Tony Smith. Sie wuchs in Amerika auf, wo sie auch lebt. Doch mit Deutschland verbindet sie viel. Seit Jahren arbeitet sie bei ihren Glasarbeiten mit der Mayer'schen Hofkunstanstalt zusammen. Die Galeristin Barbara Gross zeigt ihr Werk seit den Neunzigerjahren. Nun widmet ihr das Haus der Kunst also eine große Einzelausstellung.

Kiki Smith: Procession, Haus der Kunst, Prinzregentenstr. 1, Eröffnung: Do., 1. Feb., 19 Uhr mit Künstlergespräch, bis 3. Juni, Mo.-So. 10-20 Uhr, Do. 10-22 Uhr

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Quelle:
SZ EXTRA vom 01.02.2018
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