Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Das Schöne im Blick

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Das Münchner Künstlerhaus widmet Gunter Sachs eine Werkschau. Diese zeigt den Jetsetter und Playboy vor allem als Fotografen, Dokumentarfilmer und Kunstsammler.

Von Sabine Reithmaier

Gunter Sachs war nicht nur Jetsetter und Playboy, sondern auch ein ausgezeichneter Fotograf war. Das belegt unter anderem seine Aufnahme "Brandung, 1977".

Das Münchner Künstlerhaus zeigt auch seine Arbeit "Sommer Vier Jahreszeiten, 1991".

Sachs' Aufnahme "GS, Eternité, 1982" ist ebenfalls zu sehen.

Aus der "Vogue"-Serie "Neige 80" (1980") stammt diese Arbeit.

Ein Tausendsassa im Porträt: Gunter Sachs.

Mit lästigen Fotografen hatte Gunter Sachs viel Erfahrung. Der schillernde Jetsetter, 1932 in Schweinfurt geboren und bis zu seinem Freitod 2011 zwischen St. Moritz, Paris, London und München pendelnd, war zeitlebens ein begehrtes Paparazzi-Motiv. Ganz besonders in jenen Jahren, als er mit Persiens Ex-Kaiserin Soraya kurz liiert und mit Brigitte Bardot verheiratet war. Um seine Rolle als Playboy geht es aber nur am Rande in der neuen Ausstellung des Münchner Künstlerhauses. Im Mittelpunkt steht Sachs als Fotograf, Dokumentarfilmer und Kunstsammler.

"Nie wurde ich fotografiert, wenn ich morgens mit der Aktentasche ins Büro ging", konstatierte Sachs einmal. Dabei hätte es genügend Gelegenheiten gegeben, denn der Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler leitete mit seinem Bruder 18 Jahre die Firma Fichtel & Sachs, die sein Großvater Ernst Sachs in Schweinfurt mitgegründet hatte. Fast genauso in Vergessenheit geraten wie sein Bürojob ist die Tatsache, dass Sachs ein ebenso leidenschaftlicher wie kundiger Kunstsammler und Fotograf war. Die Münchner verwirrte er schon 1967 in der Villa Stuck mit Bildern von Yves Klein, Arman und Jean Fautrier. Sein Plan, dort rechtzeitig zu den Olympischen Spielen auch ein Modern Art Museum zu gründen, scheiterte am Widerstand der Stadt, weshalb er sich Hamburg zuwandte und dort in seiner "Galerie an der Milchstraße" noch unbekannte Künstler der Nouveaux Réalistes oder der Pop-Art vorstellte. Andy Warhol zum Beispiel, den er 1967 bei den Filmfestspielen in Cannes kennengelernt hatte, als ihn Warhol in einer Bar ansprach.

Von 1972 an arbeitete Sachs als professioneller Fotograf, hatte schnell Erfolg. 1973 fotografiert er für die Vogue, 1974 das Messeplakat der Photokina, erhält deren Ehrenpreis; 1976 folgt der Leica-Preis. Die Modefotografie war nur ein Kapitel, dem er sich widmete. Andere Themen waren Porträt, Akt und Erotik, Natur- und Landschaft sowie experimentelle Konzept- und Kunstfotografie; er experimentierte viel mit Langzeitbelichtungen. Freilich: Hässliches hatte keinen Platz in seinem Kosmos. "Im Grund bin ich jemand, der vor allem die Schönheit in dieser Welt sucht und sieht und diese Schönheit anderen Menschen zeigen möchte", stellte er fest. Seine Ästhetik verwirklichte er in seinem bevorzugten Motiv, dem weiblichen Körper, den er spektakulär inszeniert. Der Fotograf ging übrigens aus dem Filmer hervor. Von 1963 an drehte Sachs Dokumentationen. Besonders bekannt Happening In White (1969), atemberaubende Zeitlupenaufnahmen von Skiakrobaten. Phänomenal und sehr ästhetisch.

Gunter Sachs: Kamerakunst , bis 30. Aug., Mo. 11-20 Uhr, Di. bis So. 10.30-18.30 Uhr, Münchner Künstlerhaus, Lenbachplatz 8, Telefon 59 91 84 14, Infos unter www.kuenstlerhaus-muc.de

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SZ vom 23.07.2020
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