Süddeutsche Zeitung

Au:Umstrittenes Winterfest

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Bezirksausschuss will für eine mehrwöchige Veranstaltung mit Gastronomie, Kulturbühne, Kunstmarkt und Eisfläche den Mariahilfplatz freigeben und dadurch Künstlerinnen und Künstler in der Coronakrise unterstützen

Von Patrik Stäbler, Au

Für die einen ist der Mariahilfplatz eine Oase der Stille inmitten städtischen Trubels, die anderen dagegen sehen in ihm eine Brachfläche, die dringend belebt werden müsste. Entsprechend emotional streiten die Bewohner der Au seit Langem darüber, welche Veranstaltungen auf der weitläufigen Fläche erlaubt werden sollen. Bis dato sind dies drei Dulten im Jahr und der Wochenmarkt. Nun aber will der Bezirksausschuss (BA) Au-Haidhausen den Mariahilfplatz für eine mehrwöchige Veranstaltung in der Vorweihnachtszeit freigeben.

Diese Entscheidung fiel nach intensiver Debatte mit den Stimmen der Grünen und gegen den Willen von CSU und SPD. Demnach könnte auf dem Mariahilfplatz von Anfang Dezember bis Weihnachten oder gar Mitte Januar das "Winterfest in der Au" stattfinden - mit Gastronomie, Kulturbühne, Kunstmarkt und Eisfläche. Die Veranstaltung soll laut BA-Beschluss eine einmalige Sache bleiben, um Künstlerinnen und Künstler in der Coronakrise zu unterstützen. Im Februar will sich das Gremium mit den Anwohnerinnen und Anwohner über die Erfahrungen mit dem Winterfest austauschen.

Noch ehe die Lokalpolitiker in der BA-Sitzung über das Für und Wider einer Belebung des Platzes diskutierten, meldeten sich etliche Bürger zu Wort. So sprachen sich einige Anwohner für mehr Veranstaltungen auf einem Areal aus, "das sonst fast das ganze Jahr brachliegt". Andere lehnten dies vehement ab. "Der Mariahilfplatz ist berühmt für seine Beschaulichkeit", betonte eine Frau. "Wir lassen nicht zu, dass er in einen beliebigen Veranstaltungsort verwandelt wird." Ein anderer Anwohner erinnerte an frühere Beschlüsse, wonach dort nur die Dulten und der Wochenmarkt stattfinden dürfen - zum Schutz der Nachbarn. "Dass jetzt hoppdihopp weitere Veranstaltungen kommen sollen, finde ich nicht so gut", kritisierte er.

Ähnlich konträr verlief hernach die Debatte der Politiker. Vor allem die Grünen sprachen sich dabei für eine Öffnung des Mariahilfplatzes aus. "Wir sollten das einmalig zu Corona-Zeiten machen - aus Solidarität mit den Schaustellern. Danach sollten wir mit den Bürgern noch mal reden und gucken, war's gut oder war's schlecht", sagte Christine Harttmann. Ihr Fraktionskollege Franz Klug betonte, dass eine solche Entscheidung nicht zwangsläufig dazu führe, "dass dort laufend Veranstaltungen stattfinden müssen - wie am Orleansplatz". Anders bewerteten dies Heinz-Peter Meyer (SPD) und Andreas Micksch (CSU), die mit Blick auf künftige Anfragen vor einem Präzedenzfall warnten. Ulrike Goldstein (Grüne) verwies auf die steigenden Corona-Zahlen: "Ich mag keinen Hotspot am Mariahilfplatz."

Trotz aller Kritik stimmte letztlich eine 15:10-Mehrheit für eine einmalige Veranstaltung im Advent - inklusive Einwohnerversammlung im Anschluss. Die Infektionsschutzmaßnahmen müssten dabei ebenso berücksichtigt werden wie der Weg, der noch heuer von der Schweigerstraße zur Rampe an der Mariahilfkirche gebaut werden soll. Im Anschluss musste das Gremium noch entscheiden, welcher Veranstaltung es sein Plazet erteilt - entweder dem "Winterfest in der Au" oder dem Märchenbazar, den der Verein Wannda dort ebenfalls ausrichten wollte. Die Entscheidung fiel mit 13 gegen zwölf Stimmen denkbar knapp zugunsten des Winterfests, dessen Betreiber nun freilich noch eine Genehmigung der Stadt braucht. Sollte er diese bekommen und die Corona-Lage den Organisatoren keinen Strich durch die Rechnung machen, stünde einem "Winterfest in der Au" nichts mehr im Wege.

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Quelle:
SZ vom 23.10.2020
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