Süddeutsche Zeitung

Airport München:Der Flughafen baut aus - bei den Chefs

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Von Heiner Effern, Marco Völklein und Wolfgang Wittl, München

Die Betreibergesellschaft des Münchner Flughafens bekommt ein weiteres Geschäftsführungsmitglied. Neben den beiden bisherigen Chefs Michael Kerkloh und Thomas Weyer wird künftig die bisherige Bahn-Managerin Andrea Gebbeken die Geschicke des Flughafens lenken. Bayerns Finanzminister Markus Söder und Münchens Wirtschaftsreferent Josef Schmid (beide CSU) werden am Donnerstag die neue Geschäftsführerin vorstellen.

Man habe schon seit Längerem nach einer dritten Kraft für die Führungsspitze des Flughafens gesucht, bestätigte Söder, der auch dem Aufsichtsrat des Flughafens vorsteht, die Personalie. Dabei habe man gezielt nach einer Frau Ausschau gehalten, die das bisherige Männer-Duo Kerkloh/Weyer ergänzen könnte, sagte der Finanzminister.

Die Erweiterung der Flughafengeschäftsführung sei nötig, um die Geschäftsfelder der Zukunft zu bestellen. Dies solle "unabhängig" von der geplanten dritten Start- und Landebahn geschehen. Gebbeken soll sich laut Söder vor allem um den Bereich Non-Aviation kümmern, also um alles, was nicht direkt mit der Fliegerei zu tun hat. Dazu zählen insbesondere die zahlreichen Laden- und Gastronomieflächen am Airport im Erdinger Moos, die durch den vor Kurzem in Betrieb genommenen Neubau des Satellitenterminals auf dem östlichen Vorfeld beträchtlich erweitert wurden. Mittlerweile macht die Vermietung von Flächen sowie der Betrieb von Läden und Restaurants etwa die Hälfte des Flughafenumsatzes aus.

Um das Geschäftsfeld weiter voranzutreiben, plant Flughafenchef Kerkloh seit Längerem schon einen Umbau des in die Jahre gekommenen Terminals 1. Dort soll in den kommenden Jahren unter anderem ein Teil der bestehenden Abfertigungsanlagen auf dem westlichen Vorfeld abgerissen und durch zusätzliche Einkaufs- und Gastronomiebereiche ersetzt werden.

Eine Hauptaufgabe Gebbekens dürfte es dann sein, diese Flächen gewinnbringend zu vermieten oder durch die Flughafen-eigenen Tochterfirmen betreiben zu lassen. Auch beim kürzlich eröffneten Satellitenterminal wurde ein Teil der Flächen an externe Unternehmen verpachtet, viele Restaurants und Shops betreiben der Flughafen und seine Tochterfirmen aber auch in Eigenregie, so etwa eine Filiale des TV-Kochs Alfons Schuhbeck, für die der Airport als Franchisenehmer auftritt.

Laut Söder ist Gebbeken für ihre zukünftige Aufgabe "hervorragend qualifiziert". So unterstehen ihr derzeit in ihrer Funktion als Managerin der Deutsche-Bahn-Tochter Station & Service sämtliche Bahnhöfe in Norddeutschland, unter anderem die in Hamburg und Bremen sowie die in den Landeshauptstädten Hannover und Kiel.

Die Deutsche Bahn setzt schon seit Jahren verstärkt darauf, die Flächen vor allem in den großen und stark frequentierten Hauptbahnhöfen zu vermarkten. Am Münchner Hauptbahnhof zum Beispiel tauchen immer wieder neue Einzelhandelsbuden oder Kioske auf, die den Immobilienertrag des Unternehmens heben. Gebbeken soll am Airport "die Kundenkontakte vertiefen und ausbauen", sagt Söder.

Vor ihrer Zeit bei dem Schienenkonzern hatte die 49-Jährige unter anderem für den Baukonzern Hochtief gearbeitet und von 2007 bis 2013 den Flughafen in der albanischen Hauptstadt Tirana geleitet. Zudem wurde Gebbeken, die aus Bawinkel im Emsland stammt, vor etwas mehr als drei Jahren kurzzeitig als Kandidatin für einen Führungsposten am Berliner Flughafen gehandelt. Nicht auszuschließen ist deshalb, dass sie über kurz oder lang von Söder auch als mögliche Kerkloh-Nachfolgerin ins Auge gefasst werden könnte. Kerklohs Vertrag läuft noch bis zum Ende des Jahres 2018. Doch danach dürfte Schluss sein für den 63-Jährigen, der 2002 vom Hamburger Flughafen an die Spitze des Münchner Airports gewechselt war. Neben ihm fungiert Thomas Weyer als zweiter Geschäftsführer, der hauptsächlich die Finanzen verantwortet.

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SZ vom 31.05.2016
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