Süddeutsche Zeitung

Rundfunk Berlin-Brandenburg:Volle Transparenz sieht anders aus

Lesezeit: 1 min

Der Sender hat ein Bonus-System eingestanden und Gehälter offengelegt - aber nicht die Bezüge der abgesetzten Intendantin Patricia Schlesinger. So wird das nichts mit Vertrauen.

Kommentar von Alexandra Föderl-Schmid

Nun also doch: Der RBB hat Gehälter und Boni-Zahlungen der Senderspitze im Intranet offengelegt. Damit hat der öffentlich-rechtliche Sender in Berlin etwas eingestanden, was der geschäftsführende Intendant Hagen Brandstäter noch am Vortag abgestritten hatte. Er behauptete vor dem brandenburgischen Landtag, dass es gar kein Bonussystem gebe, obwohl RBB-Kollegen schon darüber berichtet hatten. Dabei profitierte er selbst davon. Jetzt stellt sich heraus, dass einige wenige Führungskräfte bis zu 25 Prozent zusätzlich zum Grundgehalt erhalten; mindestens 425 000 Euro fielen als Extrazahlungen im Vorjahr an.

Dass der Sender wieder erst aufgrund von Medienveröffentlichungen reagierte, zeigt, dass die Transparenzversprechen nicht viel wert sind. Zumal die Bezüge der abberufenen Intendantin Patricia Schlesinger nicht publiziert wurden. Warum eigentlich? Vermutlich gibt es arbeitsrechtliche Gründe, aber auch das ist nicht bekannt. Es wird weiter verschwiegen, welche Ziele Schlesinger eigentlich erreichen musste und wer deren Einhaltung kontrolliert hat.

Unter Schlesinger existierte ein fragwürdiges System für Sondervergütungen

Bonus, Prämie, Sonderzahlungen oder variable Gehaltsbestandteile - egal, wie man es nennt, das ist Wortklauberei. Fakt ist, dass unter Schlesinger ein fragwürdiges System der Sondervergütungen für die Führungsspitze existierte, das erst nach und nach offengelegt wird. Diese Vorgangsweise ist fatal für die Glaubwürdigkeit und trägt nicht dazu bei, Vertrauen wiederherzustellen.

Interne RBB-Recherchen dürften dazu beigetragen, dass sich die Verantwortlichen endlich zur Veröffentlichung von Gehalts- und Bonuszahlungen entschieden haben. Wer die Berichterstattung des Senders in eigener Sache verfolgt (ein immer heikles Unterfangen), hat den Eindruck, die Belegschaft schone ihre Führung nicht. Weiter Druck zu machen, ist auch notwendig. Denn wirklicher Wille zur Aufklärung sieht anders aus.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5641350
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.