Süddeutsche Zeitung

Raumfahrt:Veraltet und überteuert

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Der Start der neuen Nasa-Mondrakete verzögert sich erneut. Selbst wenn es bald endlich klappen sollte: Aus technischer Sicht ist das System nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Kommentar von Marlene Weiß

Es sagt einiges aus über den Zustand einer Rakete, wenn selbst Nasa-Vertreter nach dem zweiten Startabbruch nichts Positiveres sagen können, als dass die Entscheidung zum Abbruch vernünftig war. Nach einem ersten Versuch am vergangenen Montag ist auch am Samstag wegen Problemen bei der Betankung nichts aus dem ersten Flug des Space Launch Systems (SLS) der Nasa in eine Mondumlaufbahn geworden. Damit verzögert sich der Start um weitere Wochen, mindestens.

Einerseits sind solche Verzögerungen bei so ambitionierten Projekten relativ normal. Immerhin geht es um den ersten Versuch der Nasa seit 1967, eine ganz neue Mondrakete zu starten. Auch das James-Webb-Weltraumteleskop, ein technisches Wunderwerk, das nun weltweit gefeiert wird, hat lange jeden Zeit- und Kostenrahmen gesprengt - jetzt, da es fantastisch funktioniert, ist das vergeben und vergessen.

Es steht schlecht um ein Happy End

Leider ist ein solches Happy End beim SLS aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich. Denn das ganze Projekt war von Beginn an von politischem Wunschdenken geprägt. Als das Space-Shuttle-Programm zu Beginn der Obama-Ära zu Ende ging, wollte der US-Kongress die unzähligen über die USA verteilten Arbeitsplätze retten, die damit in Verbindung standen. Also wurde die Nasa 2010 beauftragt, möglichst viele der bestehenden Zulieferverträge in das SLS-Projekt zu überführen. Damals mag sich das manch einer nicht nur politisch opportun, sondern auch praktisch vorgestellt haben, schließlich war die Shuttle-Technik gut erprobt. Auch dadurch aber war das SLS von Anfang an veraltet.

Die private Konkurrenz jedenfalls sieht bislang viel besser aus. Die neuen Großraketen Starship und New Glenn, die Space-X und Blue Origin entwickeln, sind wiederverwendbar angelegt und werden damit bei jedem Start viel billiger sein als das SLS. Technisch gibt es wenige Gründe, überhaupt am SLS festzuhalten, das macht jeder neue Rückschlag in dessen Entwicklung umso deutlicher. Aber für die Nasa gibt es momentan keinen Weg zurück.

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