Süddeutsche Zeitung

Aktuelles Lexikon:Personenschutz

Die sogenannte Sicherungsgruppe des BKA soll unter anderen auf den Kanzler aufpassen, auch wenn das gerade nicht so gut geklappt hat.

Von Ronen Steinke

Die wichtigste Anforderung an einen Bodyguard, zu Deutsch Personenschützer, ist: Im Zweifel muss er oder sie bereit sein, sein Leben herzugeben für die sogenannte Schutzperson. Das ist der entscheidende Charakterzug, auch wenn das so explizit in keinem Vertrag steht, weil man Menschen nach deutschem Arbeitsrecht nicht dazu verpflichten könnte. Zückt ein Attentäter eine Pistole und zielt auf den Kanzler, dann muss ein Personenschützer sofort in die Schusslaufbahn hineinwollen, auch wenn das jedem menschlichen Instinkt zuwiderläuft. "In the line of fire" heißt deshalb ein berühmter Film über einen alternden ehemaligen, tragisch gescheiterten Beschützer von US-Präsident John F. Kennedy. Für den Schutz des Kanzlers und anderer Mitglieder der Verfassungsorgane ist nach Paragraf 6 des Bundeskriminalamtsgesetzes die sogenannte Sicherungsgruppe des BKA zuständig; bei Landespolitikern ist es die Landespolizei. Am Mittwoch schlich sich in Frankfurt ein Bürger mit seinem Pkw in die Autokolonne des Kanzlers und wurde mit dieser in den Sicherheitsbereich des Flughafens hineingelassen. Bevor den Schützern etwas auffiel, war es dem Mann schon gelungen, auf Olaf Scholz zuzugehen und ihn zu umarmen. Zum Glück wollte der Mann nur das. Es ist die Tragik der Personenschützer: Nur ein Moment der Unachtsamkeit - und ein Leben lang wird man dafür beurteilt.

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