Süddeutsche Zeitung

ARD:Die sind eins

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Die Krise des RBB betrifft diesen zuerst, sie geht aber alle neun Anstalten an. Aber ob das auch jene so sehen, die jetzt so gerne Aufklärung fordern ...

Kommentar von Cornelius Pollmer

Wenn die Hauptausgabe der "Tagesschau" mit einer Nachricht über den eigenen Senderverbund beginnt, zeigt das zweierlei. Erstens verdeutlicht die Platzierung der Meldung "ARD-Spitzen kritisieren RBB-Leitung" den Ernst der Lage dieses Verbundes, am Samstag lief der zugehörige Filmbericht noch vor denen zu Welthunger, tödlicher Gewalt und Verkehrschaos. Zweitens lässt sich die Platzierung wahlweise als Wille der Verantwortlichen deuten, in dieser Krise Führung zu beweisen - oder als ein Zeichen ihrer großen Nervosität.

Was aber bedeutet es überhaupt, wenn - wie geschehen - die Intendantinnen und Intendanten aller übrigen ARD-Anstalten der RBB-Geschäftsleitung das Vertrauen entziehen? Formal bedeutet es zunächst einmal gar nichts, weil bei den Intendanten weder die Rechtsaufsicht liegt noch sie sonst direkten Zugriff auf den Sender haben. Davon abgesehen bedeutet die vergleichsweise einmalige Erklärung des ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow aber eine Menge.

In ihr lässt sich ehrliches Misstrauen in die RBB-Geschäftsleistung erkennen, die an der Aufklärung aller Vorwürfe bislang offenbar weniger forsch mitwirkte, als sie das nach außen und selbst nach innen gerne glauben machen wollte. Es lässt sich in der Erklärung Buhrows aber auch lesen, wie stark das Interesse der durch ihn vertretenen Verantwortlichen ist, den RBB zu isolieren, damit dessen Krise sich bloß nicht weiter auswachse von der einzelner Personen und regionaler Strukturen zu einer des gesamten öffentlich-rechtlichen Systems.

Ob die gewählte Strategie dafür die richtige ist? Fraglich. Die von der ehemaligen Führung des RBB ausgelöste Krise betrifft diese zuerst und vor allem, jedoch nicht einzig. Und für alle möglichen Verantwortlichen in der ARD dürfte es ratsam sein, nicht nur beim RBB Transparenz und Veränderungsbereitschaft einzufordern - sondern beides gleichermaßen viel mehr als bislang in den jeweils eigenen Häusern zu leben.

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