Süddeutsche Zeitung

Kriminalität:Was macht Apple da?

Das Vorhaben, auf iPhones nach Bildern von sexualisierter Gewalt an Kindern zu suchen, könnte nach hinten losgehen.

Von Helmut Martin-Jung

Musste das sein? Gut möglich, dass sie sich das beim Elektronikkonzern Apple jetzt auch fragen. Jetzt, nachdem ihre Idee, auf iPhones der Kunden nach Bildern sexualisierter Gewalt an Kindern zu suchen, viel Kritik von Datenschützern, Menschenrechtlern und auch Journalistenverbänden geerntet hat. Apple hat sich die Sache nicht leicht gemacht und ein komplexes und auch nach Meinung mancher Verschlüsselungsexperten sicheres System entwickelt. Es ist jedoch so komplex, dass der Konzern gleich 14 Seiten dafür braucht, es halbwegs zu erklären. Deshalb wird manche Kritik dem Vorhaben auch nicht gerecht.

Warum aber tut Apple das überhaupt? Wohl weniger, um Gutes zu tun, sondern um sich selbst als Hüter der Privatsphäre darzustellen und zugleich den Behörden etwas anbieten zu können. Denn der Konzern ist wegen der Weigerung, verschlüsselte Daten zu entschlüsseln, immer mal wieder mal mit Behörden und Ermittlern aneinandergeraten. Gerade Gewalt an Kindern wird gerne herangezogen, wenn es darum geht, Ermittlern mehr Befugnisse zu gewähren.

Die Idee, die Suche nach inkriminierten Inhalten auf die Geräte selbst zu verlagern, könnte sich aber noch als Bumerang erweisen. Die Begehrlichkeiten bei Geheimdiensten nicht nur totalitär regierter Staaten dürften geweckt sein.

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