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US-Medien:CNN-Chef Jeff Zucker tritt zurück

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Zum Jahresende wollte der 56-Jährige als Chef des Nachrichtensenders ohnehin aufhören - nun tritt er sofort zurück, weil er eine Beziehung zu einer hochrangigen Mitarbeiterin nicht öffentlich gemacht hatte.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Jeff Zucker ist nicht mehr Chef des US-Nachrichtensenders CNN. Die Meldung allein sorgte am Mittwoch für Aufregung, der Grund dafür noch mehr: Im Zuge der internen Ermittlungen gegen den einstigen Star-Moderator Chris Cuomo kam heraus, dass Zucker eine Beziehung mit Marketingchefin Allison Gollust eingegangen war.

Cuomo war im Dezember entlassen worden, ihm wird vorgeworfen, seinem Bruder Andrew bei der Vertuschung von Affären geholfen und CNN als Plattform dafür missbraucht zu haben. Andrew trat im im August nach Vorwürfen sexueller Belästigung durch mehrere Frauen von seinem Amt als Gouverneur des Bundesstaates New York zurück.

"Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren mit ihr zusammen; in den vergangenen Jahren hat sich eine Liebesbeziehung entwickelt", schrieb Zucker in einer Mail an CNN-Mitarbeiter, die der SZ vorliegt und die in Auszügen auch von einem CNN-Mitarbeiter auf Twitter zitiert wurde: "Ich hätte die Beziehung öffentlich machen sollen, als sie begonnen hat - das habe ich nicht getan, und das war falsch. Deshalb trete ich noch heute zurück."

Zucker und Gollust sind beide geschieden, sie waren beide Single, als sie ein Paar wurden. Gollust schrieb in einem Statement, dass sie ihren Posten behalten wolle: "Jeff und ich sind seit 20 Jahren Freunde und Kollegen; während Covid hat sich die Beziehung verändert. Es tut mir leid, dass wir es nicht zum richtigen Zeitpunkt mitgeteilt haben."

Durch ihn wurde Trump noch berühmter

Zucker, 56, ist eine der schillerndsten Figur in der amerikanischen Medienbranche - auch, und vor allem wegen seiner Verbindung zu Donald Trump. Als Chef der Unterhaltungssparte des TV-Senders NBC war er dafür verantwortlich dafür, dass Trump durch die Reality-TV-Show "The Apprentice" noch berühmter wurde.

Zucker war seit 2013 CNN-Chef und führte den Slogan "Facts First" ein. Der wurde während der Präsidentschaft von Trump bedeutsam; der Sender wurde zum Feindbild für Trump (ein Mal veröffentlichte der frühere Präsident ein Video auf Twitter, in dem er CNN in Wrestling-Manier umhaut), weil er die zahlreichen Lügen des Präsidenten thematisierte.

Zum Jahresende wollte Zucker ohnehin aufhören. Der Medienkonzern Discovery hatte im Mai vergangenen Jahres verkündet, CNN-Mutterkonzern Warner Media - Zucker war dort auch Vorsitzender des Bereichs News und Sport - Mitte 2022 übernehmen zu wollen. Zucker blieb zunächst, anderes als viele andere CNN-Führungskräfte; der 56-Jährige geriet unter Druck, weil er trotz der schweren Vorwürfe lange an Moderator Cuomo festgehalten hatte. Nun tritt er sofort zurück; CNN teilte mit, an einer Interimslösung zu arbeiten.

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