Süddeutsche Zeitung

USA:Umstrittener Fox-Moderator O'Reilly: Firmen ziehen Werbung zurück

Lesezeit: 1 min

Fox-News-Moderator Bill O'Reilly soll Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und gemeinsam mit dem Sender Schweigegelder gezahlt haben. Nun reagieren die Werbekunden.

Von Jürgen Schmieder

Die Affäre um mögliche sexuelle Belästigung beim konservativen Nachrichtensender Fox News weitet sich aus. In der vergangenen Woche hatte die New York Times berichtet, dass der meinungsstarke Moderator Bill O'Reilly fünf Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und danach gemeinsam mit dem Sender Schweigegelder von insgesamt 13 Millionen Dollar gezahlt haben soll. Er soll seine mächtige Position im Sender missbraucht und zumeist jüngeren Kolleginnen berufliche Vorteile versprochen haben, falls sie auf seine sexuellen Avancen eingehen sollten.

An diesem Montag dann verklagte die Fox-News-Expertin Julie Roginsky den ehemaligen Senderchef Roger Ailes und den aktuellen Vizepräsidenten Bill Seine wegen sexueller Nötigung. Sie sei benachteiligt worden, erklärt Roginsky, weil sie die sexuellen Wünsche der beiden nicht habe erfüllen wollen. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der Sender auf einen 20-Millionen-Dollar-Vergleich mit der ehemaligen Moderatorin Gretchen Carlson geeinigt, die ähnliche Vorwürfe gegen Ailes erhoben hatte, der den Sender daraufhin hatte verlassen müssen.

Im März bezahlte Fox News der ehemaligen Moderatorin Tamara Holder 2,5 Millionen Dollar, sie hatte einem Manager des Ablegers Fox News Latino sexuelle Belästigung vorgeworfen. Die Bundesstaatsanwaltschaft prüft derzeit, ob der Sender den Aktionären des Mutterkonzerns 21st Century Fox all diese Zahlungen hätte mitteilen müssen.

O'Reilly ist der bekannteste Moderator des Senders, sein Vertrag wird mit 18 Millionen Dollar pro Jahr vergütet und wurde kürzlich trotz der bereits zuvor bekannten Vorwürfe verlängert. O'Reilly hatte sie als haltlos zurückgewiesen. Die Zuschauerzahlen seiner abendlichen Sendung The O'Reilly Factor sind seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf knapp vier Millionen gestiegen, 30 Sekunden Werbezeit kosteten im Februar durchschnittlich 14 000 Dollar. Die New York Times nannte die Zahl von 446 Millionen Dollar Werbeeinnahmen, die O'Reillys Show dem Sender zwischen 2014 und 2016 eingebracht habe.

Die neueste Entwicklung dürfte Fox News daher alarmieren: Bis Dienstag verkündeten mehr als zehn Firmen, künftig auf Werbung bei O'Reilly verzichten zu wollen, darunter Hyundai und auch der Vielwerber Mercedes, der die Zeit allerdings auf andere Fox-News-Sendungen verteilen will.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3452750
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.04.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.