Süddeutsche Zeitung

Medienkolumne "Unser Beitrag":Wurzelgemüse in Dauerschleife

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Was die Öffentlich-Rechtlichen senden. Folge 5: Die BR-Sendung "Landgasthäuser" und die Frage, wie viel Krustenbraten der Freitagabend braucht.

Von Elisa Britzelmeier

Bayern ist schön, keine Frage. Findet natürlich auch der Bayerische Rundfunk, dementsprechend erinnert ein ganzes Arsenal an Sendungen daran. Landgasthäuser ist eine davon. Hier schaut man bei der "Gschwendtner Stubn" in Aschau vorbei, beim "Lustigen Hirsch" in Akams oder der "Schönegger Käse-Alm", man sieht Landschaft und was mit Brauchtum, vor allem aber schaut man Wurzelgemüse beim Dünsten zu und Krustenbraten beim Krustebilden.

Die Wirte, von Oberfranken bis ins Westallgäu, dürfen aufsagen, was es zu essen gibt und dass sie das Landgasthaus in der soundsovielten Generation führen; die meisten fühlen sich sichtlich unwohl vor der Kamera, aber sie wissen, man muss sich benehmen, wenn das Fernsehen da ist, und vielleicht kommen so lauter neue Gäste. Dann geht's schon in die Küche und los mit dem Gerühre. Zwiebeln werden in Butterschmalz geröstet, das Rehfilet mit Rosmarinjus dekoriert, und falls noch Fragen offen sind, sagt der Sprecher aus dem Off: "Zusammen mit den Steinpilzen sieht es zum Anbeißen aus." Wie es wirklich schmeckt, probiert niemand vom BR, sondern das machen die Gäste im Lokal, und die finden alles stets wunderbar. Man wartet dann immer, ob noch was Spannendes kommt, aber es kommt nix, nur noch ein Landgasthaus und noch eine Biersoße.

Landgasthäuser ist keinesfalls zu verwechseln mit der ebenfalls im BR angesiedelten Landfrauenküche, nein nein, wir sind nicht bei den Leuten daheim, sondern eben im Wirtshaus. Alles, was Sie hier sehen, können Sie selbst konsumieren, wertes Publikum!

Man könnte nun die Vereinigung Bayerische Gastronomen in Not e. V. hinter der Sendung vermuten, doch Landgasthäuser gibt es schon länger als jeden Gastro-Lockdown. Es kann nur eine Erklärung geben (nichts gegen die fleißigen Wirte von Akams bis Aschau): den Sendeplatz freitagabends um 19.30 Uhr. Da wollen sich Zuschauer doch schließlich erholen. Und dann gibt's eben Biersoße.

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