Süddeutsche Zeitung

Unglaubliches Wohnen in Serien:Ihr habt es aber schön hier

Lesezeit: 2 min

Ist ja nur Fernsehen. Aber wenn zwischen München und Manhattan die Mieten explodieren, fällt es manchen schwer, so zu denken. Sie berechnen, welche Appartements sich Serienfiguren wirklich leisten könnten. Viel Wohnfläche bleibt da nämlich nicht übrig.

Von Irene Helmes

Die Selbstauskunft würde Makler zu einem müden Kopfschütteln bringen, je nach Charakter vielleicht auch zu einem hämischen Grinsen. Freiberufliche Kolumnistin? Köchin? Kellnerin bzw. "nichts Bestimmtes"? Die Antwort bei der Besichtigung einer Traumwohnung in Manhattan dürfte jedenfalls klar sein: Gar keine, oder im besten Fall ein trockenes "Wir haben für dieses Objekt sehr viele Interessenten".

Doch so funktioniert das bekanntlich nicht in Sex and the City, Friends oder Apartment 23. Irgendwie schaffen es die glücklichen Charaktere dieser und anderer Serien, ihr Leben in Lofts und an anderen luftigen Orten zu verbringen und das in den begehrtesten Stadtvierteln der teuersten Städte der Welt. Koste es, was es wolle, ungeachtet der jeweiligen Jobs und zu vermutenden Kontoauszüge.

Zwischen all den begehbaren Schränken, Dachterrassen, gigantischen Wohnküchen und Panoramafenstern spielen sich wunderbare Geschichten ab. Bis manchem beim Zusehen doch der Kragen platzt. So ist die unglaubliche Welt der nebensächlichen Mieten in New Yorker Serien ein beliebtes Thema auf US-Seiten geworden. Sarkastisch-liebevolle Rankings der abstrusesten Lebensumstände gibt es einige, wie hier bei Buzzfeed oder bei grindstone.com.

Da die wahren Mieten gerade in ungekannte Höhen schießen, hat ein Autor der Seite Flavorwire das Ganze nun zu Ende gedacht. Und sich den Spaß gemacht, auszurechnen, wo all die Fantasiemieter denn in Wirklichkeit hausen müssten. Das Ergebnis ist, je nach Einstellung, Spielverderberei oder ziemlich befriedigend.

Denn wie zu erwarten war, es bleibt nicht viel. Wer "die Quadratwurzel aus Scheißdrauf" verdient wie die Mädels aus Apartment 23, wohnt der Rechnung von Flavorwire zufolge eher bescheiden im Städtchen Albany als im 180 Quadratmeter-Apartment im Big Apple. Nach Steuern, Krankenversicherung und einer U-Bahn-Monatskarte würde der Manhattan-süchtigen Carrie Bradshaw von ihren Texthonoraren gerade mal genug für ein Zimmer am nicht sonderlich modischen New Yorker Stadtrand von Staten Island bleiben. Einige weitere fällige Umzüge finden sich hier.

Doch nicht jeder Serienfan nimmt derlei Rechnungen widerspruchslos hin und natürlich haben sich die Drehbuchautoren ein paar Schlupflöcher geschaffen. So erinnert etwa ein Leser von Flavorwire daran, dass Monica aus Friends in einer Episode erklärt, sich die Wohnung über einen Trick mit dem spottbilligen Uralt-Mietvertrag ihrer Oma zu ermöglichen.

Mag ja sein. Trotzdem: Für viele Serienfans, die sich im Laufe der Jahre bei unwillkürlichem Neid ertappt haben, wenn sie Altersgenossen mit einer Zeiteinteilung von gefühlt 90 Prozent Freizeit und 10 Prozent Arbeit in ihren Traumwohnungen in New York oder anderswo beobachteten, dürfte der kleine Realitätscheck ein netter Trost sein.

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