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TV-Sender will auf US-Serienmarkt:ProSieben goes Hollywood

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Nun also die USA: Mit 50 Prozent will sich ProSiebenSat 1 Medienberichten zufolge an der US-Produktionsfirma Fuse beteiligen und damit ins internationale Seriengeschäft einsteigen. Zuletzt war das Unternehmen mit dem Versuch, "Danni Lowinski" zu exportieren, gescheitert.

Der TV-Konzern ProSiebenSat1 will in die Produktion von TV-Serien in Hollywood einsteigen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland kauft das Unternehmen über seine Produktionstochter Red Arrow knapp über 50 Prozent an der US-Firma Fuse. Aus deren Hause stammen Serien wie "Burn Notice" oder "The Killing". Fuse hat einen langfristigen Vertrag mit dem US-Studio Fox Television.

Mit dem Deal unternimmt ProSiebenSat 1 als einer der ersten deutschen TV-Konzerne einen ernsthaften Versuch, auf dem US-Serienmarkt Fuß zu fassen. Anders als nicht englischsprachige Formate lassen sich Hollywoodserien in mehr Länder verkaufen. Bisher scheiterten die Versuche deutscher TV-Macher, fiktionale Formate in die USA zu exportieren. Im Frühjahr lehnte das US-Network CW den Pilotfilm für eine US-Adaption der Sat-1-Serie "Danni Lowinski" ab.

"Was wir hier geschafft haben, ist optimal. Wir können Serien in Partnerschaft mit einem Hollywoodstudio entwickeln", sagte Red-Arrow-Chef Frouman der Financial Times Deutschland. Zum Kaufpreis der Fuse-Mehrheit wollte Frouman der Zeitung zufolge keine Angaben machen. Er sagte nur, der Kauf sei "zu vernünftigen Konditionen" abgeschlossen worden. Der Gründer von Fuse, der gebürtige Däne Mikkel Bondesen, werde einen Anteil an der Firma behalten und sie weiterhin führen, zitiert das Blatt Frouman.

Das Produktionsgeschäft trägt bislang nur gering zur Konzernbilanz bei Pro Sieben Sat 1 bei, gilt jedoch als Wachstumssparte. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Red Arrow nach Unternehmensangaben einen Umsatz von 60 Millionen Euro. In diesem Jahr wolle man den Umsatz auf mehr als 100 Millionen Euro steigern, heißt es. Der Gesamtumsatz von Pro Sieben Sat 1 lag 2010 bei 3 Mrd. Euro.

Auch der Zukauf weiterer US-Firmen soll dem Medienbericht zufolge möglich sein. Die neue Tochterfirma sei ein "Brückenkopf", zitiert Financial Times Deutschland den Geschäftsführer der Programmvertriebssparte Sevenone International, Jens Richter. "Ich glaube, dass wir mit Fuse eine gute Chance haben, europäische Formate auf dem US-Markt zu platzieren." Red Seven habe bereits eine erste Dramaserie an Fuse zur Entwicklung übergeben, so Richter. Im harten Wettbewerb auf dem US-Kabelmarkt herrsche bei US-Sendern derzeit ein großer Bedarf nach attraktiven, bezahlbaren Inhalten. Das sei eine Chance für europäische Produzenten. Pro Sieben Sat 1 hatte zuletzt verstärkt versucht, Showformate in die USA zu verkaufen.

Vor einem Jahr übernahm Red Arrow die US-Unterhaltungsproduktionsfirma Kinetic Content und konnte deren Gameshow "You Deserve It" an das US-Network ABC und eine Adaption des "Versteckte Kamera"-Formats "Benidorm Bastards" an NBC verkaufen. Der Zukauf weiterer US-Produktionsfirmen für Show- und Reality-Formate sei möglich, sagte Frouman der Financial Times Deutschland.

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